Studie: Schon in weniger als 30 Jahren wird die Arktis im Sommer eisfrei sein

Nicht nur die Lebensgrundlage von uns Menschen ist bedroht, auch jene der Eisbären im arktischen Meereis. Bild: Dirk Notz, Universität Hamburg.
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Das Eis am Nordpol schmilzt. Wahrscheinlich noch vor 2050 wird die Arktisregion um den Nordpol an manchen Sommern eisfrei bleiben. Das Tragische: Selbst wenn die CO2-Emissionen jetzt sofort gestoppt würden, könnten eisfreie Sommer nicht mehr verhindert werden. Das zeigt eine neue internationale Studie. – Philipp Bürkler

Der Nordpol: Seit Jahrmillionen ein ewiges Eismeer. Im Winter ist es dort meist mehr als 30 Grar unter null. Im Sommer erreichen die Temperaturen mit 0 Grad etwa die gleichen Werte wie bei uns im Winter.

Bereits heute schmilzt ein grosser Teil der Arktis in den Sommermonaten, gegen Winter nimmt das Eisschild jeweils wieder zu. Allerdings nimmt die Gesamtfläche von Jahr zu Jahr ab. Seit einigen Jahren steigt die Temperatur wegen der menschengemachten Erderwärmung an und das Eis sowie viele Gletscher schmelzen immer rascher und die Permafrostböden tauen auf.

Forscher der Universität Hamburg haben vor wenigen Tagen zusammen mit 21 weiteren Instituten eine internationale Studie veröffentlicht, wonach das Eis schon in weniger als 30 Jahren an manchen Sommern ganz wegschmelzen wird. Noch vor 2050 könnte der Nordpol im Sommer mit dem Schiff erreicht werden.

Das Forschungsteam hat dafür aktuelle Ergebnisse von 40 verschiedenen Klimamodellen analysiert. Diese verglich das Forscherteam mit bereits vorhandenen Daten seit dem Jahr 1979. Neben den Daten für die Klimaveränderung wurden auch andere Faktoren wie das Wetter, Meeresströmungen oder die Meereisentwicklung miteinbezogen, die das Abschmelzen ebenfalls beeinflussen können.

Vergleich: Meereisfläche zum Ende des arktischen Sommers im September 1979 und 40 Jahre später im September 2019. Quelle: Dirk Notz, Universität Hamburg

Drei mögliche Szenarien – bei allen drei wird Arktis eisfrei

In einem weiteren Schritt entwarfen die Wissenschaftler:innen drei mögliche Szenarien der Meereisentwicklung mit unterschiedlichen CO2-Emissionen. In einem Szenario gibt es eine rasche und effektive CO2-Reduktion. Im zweiten Szenario eine etwas weniger ambitionierte Reduktion und im dritten Szenario wird gar nichts unternommen, und das CO2 gelangt weiterhin ungebremst in die Atmosphäre.

Um das 1.5-Grad-Ziel zu erreichen, dürfen wir laut IPCC bis Ende dieses Jahrzehnts weltweit nur noch knapp 420 Gigatonnen CO2 ausstossen. Für das 2-Grad-Ziel hätte die Menschheit noch knapp 1’000 Gigatonnen, also 1’000 Milliarden Tonnen zur Verfügung, über einen Zeitraum von knapp 25 Jahren. Zurzeit stossen die Menschen weltweit rund 42 Gigatonnen CO2 pro Jahr aus. Das sind etwa 1’300 Tonnen pro Sekunde.

Das Dramatische: In allen drei Szenarien der Hamburger-Studie wird der Nordpol eisfrei sein und zwar selbst dann, wenn wir die zusätzlichen 1’000 Gigatonnen gar nicht verbrauchen würden. In allen drei Szenarien nahm die Fläche des arktischen Meereises bis zum Jahr 2040 etwa gleichmässig ab. Diese Entwicklung scheint unumgänglich, auch mit einem sofortigen Stopp der Emissionen. Die Forscher vermuten deshalb, dass das Meereis ein Kipppunkt im Klimasystem darstellen könnte.

«Wenn wir die Emissionen weltweit schnell und deutlich reduzieren und so das Zwei-Grad-Ziel erreichen, wird das Arktiseis trotzdem noch vor 2050 im Sommer immer wieder einmal weitestgehend abschmelzen. Das hat uns überrascht», sagt Studienleiter Prof. Dr. Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg.

Obwohl ein Abschmelzen nicht mehr verhindert werden kann, können wir mit einer CO2-Reduktion also sehr wohl noch die Häufigkeit des Abschmelzens beeinflussen. Je höher die CO2-Emissionen nach 2040 in den Szenarien nämlich ausfielen, desto schneller und grösser war der Eisverlust. Dies ist aber nur möglich, wenn jetzt – im Jahr 2020 – die CO2-Emissionen massiv reduziert würden. Die aktuelle Cortonakrise – die eine kurzfristige Reduktion zur Folge hat – reicht noch nicht, um dieses Ziel zu erreichen.

Die Schweizer Band Grauzone und ihr Klassiker «Eisbär» aus dem Jahr 1981.

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