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Deutschland: Künftige Regierung entscheidet über Zukunft

Wie sich der Bundestag ab 2021 zusammensetzt, ist von entscheidender Bedeutung, ob Deutschland - und damit Europa - das 1.5 Grad-Ziel erreicht. Foto: phb

Die Gletscher schmelzen, die Meeresspiegel steigen, Hitzewellen und Starkregen nehmen zu: Die Folgen der Klimaerwärmung sind bereits weltweit spürbar. Die Zeit drängt. Wie kann das 1.5-Grad-Ziel bis 2035 dennoch erreicht werden? Das Wuppertal Institute hat dazu kürzlich Impulse veröffentlicht.

1.5 Grad. Um so viel soll sich die Erde bis 2050 maximal erwärmen dürfen. Dieses Ziel wurde 2015 von der Staatengemeinschaft in Paris beschlossen. Das Ziel ist es also, die Erwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius zu erhalten. Doch, wie soll dieses Ziel erreicht werden?

Gemäss dem Wuppertal Institute müsste Deutschland dafür bis 2035 seine C02-Emissionen auf null senken. Die Forschenden des Wuppertal Instituts haben in der Studie «CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1.5-°C-Grenze» untersucht, welche Transformationsschritte und -geschwindigkeiten notwendig sind, um dieses Ziel zu erreichen.

Das Ergebnis: «Ein klimaneutrales Energiesystem bis 2035 ist zwar sehr ambitioniert, aber grundsätzlich machbar, sofern alle aus heutiger Sicht möglichen Strategien gebündelt werden.»

Im vergangenen Jahr hat die deutsche Regierung beschlossen, dass Deutschland bis 2050 treibhausgasneutral werden soll. 2050, das ist erst in 30 Jahren. So viel Zeit bleibt nicht und diese zeitspanne ist auch nicht vereinbar mit dem 1.5-Grad-Ziel. Der deutsche Umweltrat (SRU) geht vielmehr davon aus, dass in Deutschland CO2-Neutralität schon bis etwa 2035 erreicht werden muss, um die Erwärmung auf 1.5-Grad zu begrenzen.

Wie also kann das Ziel erreicht werden? Gemäss Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, müsste alleine Deutschland seine Emissionen in den kommenden fünf Jahren drastisch senken.

Fischedick sieht die einzige Möglichkeit in der Erreichung dieses Ziels in den Massnahmen der kommenden Regierung nach Angela Merkel. «Ein fairer Beitrag zur Einhaltung der 1.5-Grad-Grenze kann nur noch geleistet werden, wenn die kommende Bundesregierung die Transformation des Energiesystems als Kernthema angeht und ihre Politik konsequent auf das Ziel eines klimaneutralen Energiesystems bis 2035 ausrichtet», erklärt Fischedick. Wer Nachfolgerin oder Nachfolger von Angela Merkel wird, entscheidet sich in fast genau einem Jahr, am 24. Oktober 2021.

Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude sind massgebliche Sektoren

Im Energiesektor fordern die Studienautorinnen und Autoren einen massiven Ausbau von Wind- und Solarenergie. Dieser Sektor müsste demnach gegenüber heute auf mindestens 25 Gigawatt pro Jahr verdoppelt werden. Dazu zählt ein Ausbau der Windenergie an Land, sowie von Wasserstoffsystemen, die insbesondere bei der Herstellung von Stahl eine klimaschonendere Produktion ermöglichen würde.

Auch der Verkehr ist ein zentrales Thema bei der Erreichung des 1.5-Grad-Ziels bis 2035, beziehungsweise der CO2-Neutralität. Massgeblich für Treibhausgasemissionen verantwortlich ist der Auto- und Lastwagenverkehr. Im Vergleich zur Bahn benötigt ein Auto mit Verbrennungsmotor das 4.8-fache an Energie pro Kilometer und Person. Ein Lkw sogar das 5.6-fache pro Tonne und Kilometer gegenüber der Güterbahn.

In der Studie schlagen die Wuppertaler Wissenschaftler:innen deshalb Massnahmen vor wie eine zusätzliche Vermeidung und Verlagerung des Verkehrs oder die beschleunigte Einführung alternativer Antriebe wie Elektro-Autos. Ausserdem müsse die C02-Abgabe auf Treibstoffe massiv erhöht werden und klimaschädliche Subventionen und Steuerbefreiungen abgeschafft werden. (Auch in der Schweiz: weshalb können gefahrene Autokilometer noch immer von der Steuer abgezogen werden?). Weiter fordern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Ausbau von Radwegen und von Fussgängerinfrastruktur.

CO2 eingespart werden soll auch beim Bau und dem Betrieb von Gebäuden. So sollen Käufer von Immobillien dazu verpflichtet werden, ihre Gebäude zu sanieren. Bei Handwerksunternehmen sollen innovative Verfahren prämiert und beschleunigt eingeführt werden. Spätestens die folgende Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass keine Ölheizungen mehr in Häuser verbaut werden dürfen, sondern stattdessen der Fokus auf Wärmepumpen gelegt werden müsse.

Die Studie zeitg, wie wichtig die BUndestagswahl im kommenden Jahr in Deutschland ist. WQer wird neue Kanzlerin, oder wer neuer Kanzler? Von der künftigenregierung höngt einiges ab. genauso wichtig wie die bevorstehende Wahl in den USA.

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