CO2 das von uns Menschen in die Atmosphäre freigesetzt wird, wird zu einem Teil von Pflanzen und dem Boden absorbiert. Der Anteil des Speicherpotenzials von CO2 wurde bisher womöglich überschätzt. Gemäss Forscher:innen nehmen Böden deutlich weniger CO2 auf, als bisher gedacht. Das bedeutet, dass sich die Erde wahrscheinlich schneller erwärmt.
Böden und Pflanzen nehmen etwa ein Drittel der von den Menschen ausgestossenen Treibhausgase auf. Pflanzen und Böden verringern gewissermassen das Ausmass der Erderwärmung. Gleichzeitig wachsen Pflanzen schneller, je mehr CO2 es in der Atmosphäre hat. Bisher ist die Wissenschaft davon ausgegangen, dass auch die Speicherung von Kohlenstoffemissionen im Boden zunehmen würden.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nun gestützt auf mehr als 100 Experimenten nachgewiesen, dass dies wahrscheinlich gar nicht der Fall ist. Obwohl das Wachstum von Pflanzen zunimmt, wenn es mehr CO2 in der Atmosphäre hat, gilt das offenbar nicht für den Boden. Das ist interessant, weil Böden Kohlenstoff über mehrere Jahrhunderte speichern können, während die Aufnahme bei Pflanzen und Bäumen lediglich auf ihre Lebensdauer begrenzt ist.
Welchen Einfluss die begrenzte Aufnahme von CO2 in den Böden auf den Klimawandel hat, können die Forscher:innen noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Gemäss der Studie, die im Magazin Nature veröffentlicht wurde, wird die Aufnahme von CO2 in den Böden wahrscheinlich auch beeinflusst durch Trockenheit oder Dürren. Dennoch sei es wahrscheinlich, dass wenn Böden weniger CO2 aufnehmen, sich die Erderwärmung beschleunigen könnte.
Für die Studie haben die Forscher:innen mehr als 100 Experimente ausgewertet, die rund um die Welt durchgeführt wurden. Für diese Experimente wurden Böden, Pflanzen und Bäume höheren CO2-Werten ausgesetzt als sie heute in der Atmosphäre tatsächlich vorkommen. Pflanzen und Bäume wuchsen dabei schneller und die Biomasse nahm zu. Gleichzeitig haben die Böden dagegen nicht mehr CO2 gespeichert.
Interessant dabei ist, dass die Pflanzen und Bäume zwar schneller wuchsen, sie aber auch mehr Nährstoffe über ihre Wurzeln aus dem Boden benötigen, was wiederum CO2 freisetzte.
Seit einiger Zeit gibt es immer mehr Initiativen von Umweltorganisationen, die fordern, Bäume zu pflanzen, um damit CO2 zu binden. Dies könnte allerdings kontraproduktiv sein. Besonders schlecht sei das Bepflanzen mit Bäumen in Gebieten, in denen es bisher keine Bäume hatte, also auf Wiesen oder in der Savanne. Werden in solchen Regionen Bäume gepflanzt, würden diese zuviel Nährstoffe aus dem Boden holen und damit im Boden gespeichertes CO2 freisetzen.
Böden in Grasland-Regionen können mehr CO2 aufnehmen als Waldböden. Eine Aufforstung ausserhalb von Waldgebieten könnte die CO2-Konzentration deshalb erhöhen, anstatt sie zu senken.