Weltweit sind nur noch knapp drei Prozent der Erdoberfläche in einem ökologischen Zustand. Zu den Gebieten zählen Teile des Amazonas, Kongos und der Sahara. Würden die in den Gebieten ausgestorbenen Tiere wieder angesiedelt, könnte der Anteil immerhin wieder auf 20 Prozent erhöht werden, schreiben Forscher:innen in einem neuen Bericht.
Es gibt bis auf ganz wenige Ausnahmen keine unberührten Flecken mehr auf der Erde. Überall hat der Menschen die Ökosysteme verändert. Einzig in Teilen der tropischen Wälder des Amazonas und des Kongo, in den ostsibirischen und nordkanadischen Wäldern und der Tundra sowie in der Sahara gibt es noch Orte, in denen bisher noch keine menschlichen Aktivitäten vorhanden sind. Insgesamt machen die noch intakten Ökosysteme auf der Erde gerade noch 2.9 Prozent aus.
In de restlichen Gebieten der Welt ist der Einfluss des Menschen gross und zahlreiche Tierarten sind bereits verschwunden oder ausgestorben. Gemäss den Forscher:innen, die ihre Studie im Magazin Frontiers in Forests and Global Change veröffentlicht haben, könnten in einigen geschädigten Gebieten eine kleine Anzahl wichtiger Arten wie Elefanten oder Wölfe wieder angesiedelt werden. Würden solche Wiederansiedlungsmassnahmen konsequent umgesetzt, würde sich die Gesamtfläche von intakten Ökosystemen weltweit auf bis zu 20 Prozent erhöhen.
Frühere Studien kamen zum Schluss, dass heute noch immer 20 bis sogar 40 Prozent der Erdoberfläche ökologisch intakt sind. Allerdings seien diese Studien anhand von Satellitenbildern entstanden, so die Wissenschaftler:innen. Aus der fernen Perspektive eines Satelliten könnten Wälder, Savannen und Tundra als intakt erscheinen. Die genaue Beobachtung des Bodens und der Tierpopulationen seien so jedoch nicht möglich, erklären die Forscher:inn. Elefanten zum Beispiel verbreiten Samen und schaffen wichtige Lichtungen in Wäldern, während Wölfe Populationen von Hirschen und Elchen kontrollieren können.
Die neue Studie kombinierte Karten über die Zerstörung des Lebensraums durch den Menschen mit Karten, die zeigen, wo Tiere aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet verschwunden oder ausgestorben sind. Auch seien in früheren ähnlichen Studien die Auswirkungen der Klimakrise zu wenig berücksichtigt worden.
Ebenfalls berücksichtigt in der neuen Studie wurden auch die Folgen der zur Klimakrise parallel verlaufenden Biodiversitätskrise. Diese hat zur Folge, dass viele Wildtierpopulationen – von Löwen bis hin zu Insekten – vor allem aufgrund der Zerstörung von Lebensraum für Landwirtschaft und Bauwesen stark zurückgegangen sind. Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig, dass der Verlust an Biodiversität und Populationen zugleich zum sechsten Massensterben in der Erdgeschichte führt.
Neben den menschengemachten klimatischen Veränderungen ist oft der Mensch auch direkt für das Verschwinden von Tierarten verantwortlich. Beispielsweise durch illegale Jagd oder dem illegalen Handel mit seltenen Tieren für die Medizin.
Die Zeit drängt. Die Zwanziger Jahre des 21. Jahrhunderts könnten das letzte Zeitfenster sein, um den gröbsten Schaden der Klima- und Biodiversitätskrise noch abzuwenden. Im Januar 2021 verpflichteten sich immerhin mehr als 50 Länder, bis zum Jahr 2030 fast ein Drittel des Planeten zu schützen, um die Zerstörung der natürlichen Welt aufzuhalten.