Investor Samith Sawiris‘ Aussagen entlarven das kapitalistische Denken

Die Gotthard-Residenz in Andermatt. Gebaut vom ägyptischen Investor Samith Sawiris. Bild: wikimedia
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Die aktuelle Krise entlarvt immer deutlicher die Feinde der Menschheit. Neustes Beispiel ist der ägyptische Investor und Milliardär Samith Sawiris. Seine Aussagen in einem Zeitungsinterview sind exemplarisch für das menschenfeindliche Denken der kapitalistisch-neoliberalen Schicht der Superreichen. Angeblich «Gutes tun» solange die Profite in den eigenen Bilanzen steigen, Menschenleben aber auch opfern, sobald die Profite in Gefahr sind. – Philipp Bürkler

Vertreter des Schweizer Bundesrats haben an der Medienkonferenz von vergangener Woche deutlich betont: Wegen der einegschränkten Reisebestimmungen ins Ausland, seien in diesem Jahr «Sommerferien in der Schweiz» angesagt. «Ich freue mich auch auf die Ferien in der Schweiz», sagte Bundesrätin Viola Amherd wie in einem Werbespot von Schweiz Tourismus.

Das Reiseziel Andermatt im Kanton Uri dürften aber wohl einige von der Wunschliste streichen. Der Grund dafür sind die menschenfeindlichen Äusserungen des ägyptischen Investors und Multimilliardärs Samith Sawiris. In einen Interview mit dem Tagesanzeiger vom vergangenen Samstag entlarvt der 63-jährige, der in den vergangenen zehn Jahren in Andermatt mehrere Luxushotels gebaut und in den Augen vieler Menschen die Landschaft zerstört hat, sein Denken über den Wert von Menschenleben:

«In der Schweiz gehen Milliarden von Franken verloren, damit es einige Hundert Tote weniger gibt. Ich sehe das nicht ein.»

Diese Aussagen sind ungeheuerlich und gleichzeitig auch typisch für das Denken von Milliardären wie Sawiris. Es ist das selbe Denken wie im 19. Jahrhundert, als Fabrikbesitzer, Kinder, Frauen und Männer 14 Stunden am Tag schuften liessen und wenn sie sich während der Arbeit verletzten oder sonst wie krank wurden, mussten sie selber schauen, wie sie über die Runden kamen. Für den Fabrikbesitzer waren die Arbeiter schliesslich nichts weiter als Werkzeruge, die Menschenmasse, die seinen Profit herstellten. Dieses Denken ist in Kapitalisten wie Sawiris tief verankert. In ihrer Logik sind Menschen einzig und alleine dazu da, Wachstum zu generieren. Ein staatlich verordneter Lockdown ist Gift für das Wachstum. Folglich werden die Massnahmen des Bundesrates als falsch kritisiert. Der Bundesrat soll die Menschen gefälligst arbeiten lassen, damit der Profit nicht einbricht. Sawiris und Leute seiner Denklogik geht es nur um das Kapital, ein Ausfall oder ein Unterbruch der Maximierung des Profits sind für sie nicht hinnehmbar. Gewinn und Profit müssen auch dann gesteigert werden, wenn im schlimmsten Fall Menschen dadurch draufgehen. Was sind denn schon ein paar Menschenleben gegen die Milliarden Franken die jetzt «verloren» gehen? Weiter behauptet Sawiris:

«Der Aufwand in der Schweiz, um an Covid-19 erkrankte Menschen unter 60 Jahren zu retten, steht in keinem Verhältnis zum Schaden für die Wirtschaft. Bislang gab es in der Schweiz unter 200 Todesfälle in dieser Altersgruppe. Eher gewinnt man im Lotto, als dass man an Covid-19 stirbt.»

Die Krise sei seine grösste Frustration in seinem Leben, so Sawiris. Das erinnert an Donald Trump, der schon mal gesagt hat, er habe im Leben nie gelernt zu verlieren. In einer weiteren Stelle des Interviews vergleicht Sawiris die Coronakrise schliesslich mit der Armut in seinem Land Ägypten.

«In Ägypten sterben jedes Jahr fast 50’000 Neugeborene an Durchfall. Wir in der Schweiz nehmen wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe in Kauf, um Hunderte Menschenleben zu retten. Aber die Kinder in Ägypten dürfen weiter sterben, weil die Leute dort kein Geld für Medikamente haben. Es interessiert auch niemanden. Ich finde das paradox.»

Natürlich hat Samith Sawiris in diesem Punkt recht. Tote Kinder sind kein Zustand. Es ist generell kein Zustand, dass auf dem afrikanischen Kontinent Kinder sterben, egal ob durch Hunger oder mangelnde Hygiene. Nur, weshalb unternimmt Herr Sawiris nichts dagegen? Weshalb macht er hier nicht auf Menschenfreund? Es wäre seine Chance, seinen «Charme», den ihm viele Journalisten zuschreiben, spielen zu lassen. Am Geld kann es nicht liegen. Sawiris verfügt laut Forbes über ein Vermögen von 850 Millionen Dollar, seine Familie insgesamt über mindestens 10 Milliarden Dollar. Das Geld wurde mehrheitlich in den Neunzigerjahren verdient, als die Familie mit dem damaligen autokratischen und korrupten Präsidenten Hosni Mubarak geschäftete. Das Vermögen der Familie Sawiris wurde also auch Dank eines Herrschers verdient, der Demokratie und Opposition unterdrückte und die Pressefreiheit einschränkte.

Warum also nimmt Sawiris nicht eine Milliarde Dollar aus der Familienkasse und verwendet sie im Kampf gegen die Kindersterblichkeit in seinem Heimatland? Er könnte sich ja noch weitere Milliardärsfreunde suchen, die bei diesem Wohltätigkeitsevent mitmachen würden. Da kämen einige Milliarden zusammen und die ägyptischen Kinder hätten ein glückliches Leben. Warum macht er das nicht? Die Antwort ist klar: tote Kinder sind zwar etwas unschön, aber lebende Kinder maximieren den Profit eben auch nicht, deshalb sind Anstrengungen in diese Richtung aus kapitalistischer Sicht reine Geldverschwendung. Dann doch lieber das Geld in Luxushotels investieren und nebenbei die Schweizer Alpen architektonisch «verschönern».

Andermatt hat übrigens vor wenigen Tagen angekündugt, Sawiris die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Nach seinen neusten Aussagen über die Coronaopfer sollte die Gemeinde dieses Vorhaben vielleicht nochmals überdenken.

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