Umwandlung von Land, Waldrodungen und eine intensive «Nutzung» von Wildtieren durch den Menschen: Das sind die Hauptursachen für Krankheiten wie Covid-19, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden, sogenannten Zoonosen. Dies geht aus einem heute veröffentlichten WWF-Bericht hervor. Der Bericht weist darauf hin, dass Zoonosen in den kommenden Jahren sogar noch zunehmen dürften, sollte der Mensch nicht mit der übermässigen Ausbeutung von Natur und Ressourcen aufhören. Tatsächlich hat die Ausbeutung von Natur und Ressourcen seit dem Ausbruch des Coronavirus zugenommen.
Seit Jahrzehnten greift der Mensch immer mehr in die Natur ein. Eine der Folgen ist eine Häufung von sogenannten Zoonosen, also von Tieren auf den Menschen übertragbaren Krankheiten. Jährlich gibt es weltweit etwa drei bis vier neue Zoonosen. Die dadurch ausgelösten Krankheiten sind zunehmend eine ernshafte Bedrohung für die Menschheit.
Zu den bekanntesten Krankheiten, die durch eine Zoonose ausgelöst wurden, zählen HIV/Aids, das Atemwegssyndrom SARS sowie Covid-19. Die zunehmende Häufigkeit von Zoonosen ist vor allem auf Umweltfaktoren zurückzuführen, schreibt der WWF in einem heute veröffentlichten Bericht.
Dazu zählt der WWF ein nicht nachhaltiges Ernährungssystem sowie die grossflächige Umwandlung von Land für die Landwirtschaft. Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung von Land nimmt auch die Interaktion zwischen Mensch und Tier zu. Gleichzeitig wird der natürliche Lebensraum von Tieren zunehmend beschnitten, was ebenfalls zu einem intensiveren Kontakt zwischen Mensch und Tier führt.
Die Covid-19-Krise macht deutlich, welche Auswirkungen Zoonosen auf die Welt haben können. Zwischen Dezember 2019 und Mai 2020 starben weltweit bereits mehr als 435’000 Menschen, Tendenz steigend. Das entspricht etwa dreimal der Zahl Menschen, die jedes Jahr durch bewaffnete Konflikte und Terrorismus getötet werden.
Covid-19 hat auch massive Auswirkungen auf die finanzielle Lebensgrundlage von Menschen. Sogar in «reichen» Ländern wie der Schweiz steigt die Armut derzeit an, da viele Menschen arbeitslos geworden sind oder in Kurzarbeit sind. Wer bereits vor der Krise Mühe hatte, seine Rechnungen zu bezahlen, dürfte nun noch weiter in die Armut rutschen.
Die UNO geht sogar davon aus, dass durch Corona wieder mehr Menschen auf der Welt an Hunger leiden werden. Es wird davor gewarnt, dass die Zahl der von akutem Hunger bedrohten Menschen bis Ende 2020 von 135 Millionen auf 265 Millionen ansteigen könnte.
Eine weitere Gefahr birgt Covid-19 bei der Sicherheit und Stabilität von Staaten. Spannungen in unbeständigen Gebieten könnten eskalieren und geopolitische Rivalitäten in Staaten wie Syrien oder Yemen könnten sich verschärfen.
Zeit zu handeln – Corona muss zu einem Umdenken führen
Die aktuelle Krise muss nun zwingend ein Umdenken einläuten, hin zu einem transformativen Prozesse, heisst es im WWF-Bericht. Der WWF schlägt vorallem zwei wesentliche Massnahmen vor, um die biologische Vielfalt zu erhalten und damit gefährliche Krankheiten durch Zoonosen zu verhindern.
- Stopp der Landumwandlung, Entwaldung und Fragmentierung natürlicher Ökosysteme. Gleichzeitige Herausforderung ist eine nachhaltigere Ernährung bei einer wachsenden Weltbevölkerung.
- Aufbau einer neuen Beziehung zwischen Mensch und Natur durch eine nachhaltige und gerechte wirtschaftliche Erholung.
Der WWF fordert Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen auf, diese Schlüsselfaktoren anzugehen und so eine gesündere Welt für die Menschen und den gesamten Planeten zu schaffen. «Obwohl wir diese Krankheiten nicht immer vorhersehen und verhindern können, können wir handeln, um unsere Beziehung zur Natur zu heilen und das Risiko künftiger Pandemien zu verringern», heisst es im Bericht.
Bereits vor wenigen Tagen warnte die UNO, dass Covid-19 ein «SOS-Signal für die Menschheit» sei. Tragisch ist, obwohl Covid-19 ein SOS-Signal ist, hat die Zerstörung von Ökosystemen seit Ausbruch des Virus weltweit noch zugenommen. Im Amazonas wird derzeit soviel Regenwald angeholzt und Wilderei betrieben, wie noch nie zu vor. Und in den USA setzt Donald Trump die Umweltauflagen für Unternehmen aufgrund von Covid-19 aus.
Laut dem WWF-Bericht stammen 60 -70 Prozent der neuen Krankheiten, die seit 1990 beim Menschen aufgetreten sind, von wildlebenden Tieren. Im gleichen Zeitraum wurden 178 Millionen Hektar Wald gerodet, was mehr als siebenmal der Fläche Grossbritanniens entspricht.