38 Grad am nördlichen Polarkreis und niemand interessiert es

Im nördlichen Polarkreis wird es immer heisser. Im Juni wurden erstmals 38 Grad gemessen. Bild: phb
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Die Arktisregion erlebt derzeit eine Hitzewelle. In der russischen Stadt Werjochansk war es in den vergangenen Tagen 38 Grad heiss. Normal wären um diese Jahreszeit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Neben heissen Temperaturen wüten auch Waldbrände und ganze Siedlungen sind bedroht, weil deer Permafrostboden auftaut.

Bereits seit Ende 2019 ist es in Sibirien deutlich zu warm. Laut einer Analyse des europäischen Klimadienstes Copernicus war es zwischen Dezember und Mai rund fünf Grad wärmer als üblich.

Die in der Republik Sacha (Jakutien) in Russlands fernem Nordosten gelegende Stadt Werchojansk gilt also eine der kältesten bewohnten Orte der Welt. Am 20. Juni wurden dort jedoch ganze 38 Grad gemessen. Dies ist laut Meteorologen die höchste Temperatur, die jemals am Polarkreis gemessen wurde. Der bisherige Rekord von 37,8 Grad Celsius wurde in Fort Yukon, US-Bundesstaat Alaska, im Juni 1915 aufgestellt.

Auch andere Städte in der russisch-sibirischen Region, die um diese Jahreszeit normalerweise bereits schneebedeckt sind, erleben Temperaturen wie wir sie von Badeorten in Italien, Spanien oder Griechenland erwarten.

Während für die im Norden lebenden Menschen die heissen Temperaturen angenehm sein mögen und für Abwechslung sorgen, leiden vorallem die Tiere unter der Hitze. Gefährdet sind vor allem Rentiere. Russische Klimaforscher warnen, dass aufgrund der Umweltveränderungen diese Population verschwinden könnte.

Bereits der vergangene Winter war der wärmste in Russland seit 130 Jahren. Die russische Hauptstadt Moskau erlebte einen der wenigern schneefreien Winter. Gewöhnlicherweise ist Moskau für seine hohen Schneemengen bekannt.

Die Erderwärmung ist zwar global, manche Regionen sind jedoch stärker vom Klimawandel und dessen negativen Folgen betroffen. Rund um die Pole steigen die Temperaturen am schnellsten, weil die Wärme durch die Meeresströmungen dorthin transportiert wird. Weil Eis und Schnee wegschmelzen, gibt es ausserdem immer weniger weisse Flächen, die das Sonnenlicht reflektieren.

Die hohen Temperaturen lassen auch den Permafrost auftauen. Das ist ein Problem für die dort lebenden Menschen. Mehrere Siedlungen im Norden Russlands, die noch zu Sowjetzeiten gebaut wurden, um Arbeiter in Minen unterzubringen, könnten aufgrund des aktuellen Temperaturanstiegs im Schlamm versinken. Die meisten der Gebäude sind auf Pfählen gebaut, die in den Permafrostboden gebohrt wurden.

Waldbrände machen der Region zusätzlich zu schaffen

Neben den heissen Temperaturen gibt es in der sibirischen Region seit einiger Zeit auch grosse Waldbrände. Alleine 2019 wüteten vor allem in den Wäldern Sibiriens schwere Brände – besonders in der Taiga, einem für das Weltklima wichtigen Waldgürtel. Nach Schätzungen von Greenpeace fielen insgesamt 15 Millionen Hektar Walde den Flammen zum Opfer, also mehr als ein Drittel der Fläche Deutschlands.

Zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass es in dieser Region wegen der Sonnenwende zurzeit nicht richtig dunkel wird. Die Sonne scheint fast 24 Stunden auf das Eis. Verantwortlich für die aktuelle Hitze könnten aber auch andere Ursachen sein. Wissenschaftler_innen stehen derzeit vor einem Rätsel.

Erstaunlich ist, wie gering das Medienecho in den vergangenen Tagen auf den Hitzerekord im Nordpolarkreis war. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns in den vergangenen Jahren an Hitzerekorde und Wettersuperlative – auch bei uns im Spüden – gewöhnt haben.

Dennoch müssten 38 Grad in einem Gebiet, in dem es normalerweise immer verhältnismössig kalt ist, uns zu denken geben.

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