Die Zukunft der Menschheit war noch nie so ungewiss wie heute. Die Auswirkungen der Klimaerhitzung auf das Leben auf der Erde sind wahrscheinlich viel näher, als viele Menschen glauben. Das geht aus einem ersten Entwurf eines Berichts des IPCC hervor. Das Leben wird sich auf der Erde in den kommenden Jahren grundlegend verändern, warnen die Wissenschaftler:innen.
Im November treffen sich politische Entscheidungsträger in Glasgow zu den UN-Klimagesprächen. Die Zeit drängt immer mehr, das 2015 vereinbarte Klimaziel, die Erwärmung «deutlich unter zwei Grad» gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu halten, einzuhalten. In einem Entwurf eines Berichts, der nun über die Agentur AFP an die Öffentlichkeit gelangte, schlagen Wissenschaftler:innen des IPCC, der globalen Instanz für Klimafragen, erstmals in aller Deutlichkeit wenig optimistische Töne an.
Gemäss früheren IPCC-Berichten waren die gravierenden Auswirkungen nicht vor dem Jahr 2100 zu erwarten, jetzt könnten die Auswirkungen aber deutlich früher spürbar sein. Die Wissenschaftler:innen zeigen sich zunehmend besorgt darüber, dass es aufgrund der globalen Erwärmung zu Kipppunkten kommen wird, sollte nicht endlich auf politischer Ebene gehandelt werden. Schlimmer noch: Sollten die Kipppunkte erst einmal in Gang kommen, könnten sie eine Art Domino-Effekt auslösen.
Das Problem: Sind ab einem gewissen Zeitpunkt die Schwellenwerte überschritten, nützt es nichts mehr, die CO2-Emissionen zu begrenzen. Der Schaden ist angerichtet und eine Erholung des Planeten wird unmöglich. Im Entwurf heisst es, dass sich das Lebens als Solches den neuen Bedingungen auf längere Sicht anpassen könne, in dem es neue Ökosysteme schaffe. Ob sich der Mensch diesen bedingungen ebenfalls anpassen kann, sei fraglich.
Fallen die ersten Kipppunkte, lösen sie eine Kettenreaktion aus. Löst sich beispielsweise der arktische Permafrost, so wird in der Folge Methangas freigesetzt, was die globale Erwärmung nochmals verstärkt. auch das Abschmelzen der Polkappen kann nach Erreichen gewisser Kipppunkte nicht mehr gestoppt oder sogar rückgängig gemacht werden. Der Schaden ist angerichtet.
Sobald das globale Ökosystem irreversibel ist, sind die Auswirkungen auf das Sozialleben der Menschen immens. Es dürfte verstärkt zu Kriegen um Wasser oder Rohstoffe kommen und noch mehr Menschen aus südlichen Ländern in die Flucht treiben. Kipppunkte müssten den Politiker:innen gemäss den Wissenschaftler:innen des IPCC am meisten Sorgen bereiten.
Der IPCC-Bericht soll verteilt über die kommenden Monate schrittweise veröffentlicht werden. Erstmals schlagen die Autor:innen darin besorgte Töne an. Der bericht soll die bisher stärksten Warnungen des Gremiums enthalten. Hitze, Brände, Überschwemmungen und Dürren dürften sich in den kommenden Jahren häufen. Einen Vorgeschmack darauf erleben derzeit die USA. im ganzen Land werden aktuell neue Hitzerekorde verzeichnet.
Gravierend ist, dass die Folgen auch zahlreiche Generationen nach uns tragen müssen. Gleichzeitig warnen die Wissenschaftler:innen davor, jetzt zu resignieren. Eine Haltung wie, «jetzt kommt es sowieso nicht mehr darauf an», sei gefährlich.