Immer mehr Menschen werden aus ihren Häusern vertrieben, weil sich die Lebensbedingungen aufgrund der Klimakrise verschlechtert hat. Dürren, Flutkatastrophen oder ökonomische Probleme treiben die Menschen fort. Gemäss einem Internationalen Forscherteam unter der Leitung der ETH Zürich, könnte bis gegen Ende des 21. Jahrhunderts das Vertreibungsrisiko aufgrund von Überflutungen um 350 Prozent steigen.
Seit 2008 haben Naturkatastrophen weltweit 288 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Das sind dreimal soviel Menschen die aufgrund von Kriegen, Konflikten oder anderer Gewalt geflohen sind. Überschwemmungen sind die Hauptursache für Flucht und Vertreibung. Viele Menschen werden gleich mehrmals von ihren Häusern vertrieben.
Verschärft wird die Situation durch Covid-19. «Es ist sehr schwierig, bei Massenevakuierungen und vorübergehender Unterbringung einen angemessenen physischen Abstand und andere Schutzmassnahmen aufrechtzuerhalten», heisst es im Bericht, der unter der Leitung der ETH Zürich um David Bresch, Professor für Wetter- und Klimarisiken, im Fachmagazin «Environmental Research Letters» veröffentlicht wurde.
Langfristig gesehen gehörten Vertriebene zu jenen Menschen, die am meisten Gefahr liefen, von der wirtschaftlichen Entwicklung zurückgelassen zu werden. Dies stelle eine weitere Herausforderung dar, um die UN-Entwicklungsziele zu erreichen, die unter anderem eine Reduzierung von Armut vorsehen. Während der Fokus in den vergangenen Monaten stark auf der Pandemie lag, sei flüchtende Menschen verhältnismässig wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden.
Laut UN-Generalsekretär Guterres stellen Vertreibung und Klimawandel die grössten Herausforderungen dar, denen wir als globale Gemeinschaft gegenüberstehen. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, das Thema Vertreibung in seinem nächsten Sachstandsbericht stärker zu thematisieren.
Die Studie zeigt, dass sich unter Einhaltung des 1.5-Grad-Ziels der Uno die Anzahl Menschen die aufgrund einer Überschwemmung zur Flucht gezwungen sind, gegenüber dem Jahr 2000 verdoppeln wird. Wenn es hingegen so weiterlaufe wie bisher, die Autor:innen nennen es «Business as usual», werde die Vertreibung aufgrund von Überschwemmungen bis gegen Ende dieses Jahrhunderts jedoch um 350 Prozent erhöhen.
Auch die ökonomischen Schäden könnten gemäss der Studie bis zum Ende des Jahrhunderts um das 20-fache ansteige, wenn keine Massnahmen zur Eindämmung unternommen werden.
Neben den zunehmenden Überschwemmungen aufgrund der Klimaerhitzung, erhöht auch das steigende Bevölkerungswachstum die Gefahr einer Flucht von Menschen in Hochwassergebieten. «Wir stellen fest, dass in den meisten Regionen sowohl vermehrte Überschwemmungen als auch das Bevölkerungswachstum zu einem erhöhten Risiko der Verdrängung durch Flussüberschwemmungen beitragen.»
Regionen wie die Subsahara-Afrika würden ein höheres Hochwasser-Vertreibungsrisiko erfahren, das hauptsächlich durch das Bevölkerungswachstum getrieben sei, während der Anstieg des Risikos in Ostasien und dem Pazifik sowie in Lateinamerika und der Karibik eher durch die Zunahme von Hochwasserereignissen getrieben werde, so die Wissenschaftler:innen.
Um die Ursachen für Überschwemmungen zu bekämpfen und die Vertreibungen zu minimieren, schlagen die Autor:innen vor allem neue Ansätze bei der stadtplanung vor. Von Überschwemmung betroffene Gebiete seien oft auch jene Regionen, deren Städte in den kommenden Jahren massiv wachsen würden.