Unsere Städte könnten schon bald viel schöner aussehen. Wir müssen nur wollen

Urbane Begegnungszone mit Natur? Unter der Lämmlinsbrunnenstrasse in St. Gallen fliesst ein Bach. Die Strasse müsste nur beseitigt und das Gewässer freigelegt werden. Illustration: phb
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2020 ist das ideale Jahr, Städte neu zu gestalten. Weniger Autos, mehr Rad- und Fussgängerwege sowie mehr Begegnungszonen. Kurz: Eine Stadt für Menschen und nicht für herumstehende und stinkende Blechkisten. Städte, die jetzt mit der Neugestaltung beginnen, werden schon in wenigen Jahren einen Vorteil haben. Jene, die nichts tun, werden es bereuen. Hier einige Beispiele aus verschiedenen Städten, die zeigen, wie Quartiere und Strassen auch bei uns schon bald aussehen könnten.

Wir kennen sie alle: Die Vorher/Nachher-Bilder von Städten und Landschaften. Meistens zeigen sie einen Veränderungsprozess, der über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte stattgefunden hat. Meistens fallen bei solchen Bildern sofort die neuen Gebäude ins Auge. Und noch etwas: Eine exorbitante und dramatische Zunahme von Autos.

Hier ein Beispiel der Stadt St. Gallen aus den 1930er-Jahren gegenüber 2020.

St. Gallen: Blumenbergplatz 1932 und 2020. Bild: Stadtarchiv St. Gallen und phb

Städtebauliche Veränderung kann aber auch rasch und unkompliziert geschehen. Das zeigen verschiedene Städte, die seit Beginn der Coronakrise oder auch bereits zuvor, ihre Strassen und Plätze fahrrad- und fussgängerfreundlich umgestaltet haben. Hier einige Beispiele.

WIEN

Bild: Birgit Hebein und David Friesacher

In Wien wurde die Otto-Bauer-Gasse bereits 2019 zur Begegnunszone umgebaut. Bäume wurden angepflanzt und Blumenbeete angelegt. Die Parkplätze wurden aufgehoben zugunsten von Fussgängern und Radfahrerinnen. Der graue Asphalt wurde durch hellere Pflastersteine ersetzt, was im Sommer die Hitze in der Gasse reduziert.

Ebenfalls in Wien wurde eine Strasse innerhalb von sieben Tagen in eine Begegnungszone mit Schwimmbecken umgestaltet. Die Intervention zeigt, wie urbaner Raum anders/besser genutzt werden kann. Der Raum gehört nun allen Menschen, nicht nur Autofahrern.

Hier ein weiteres Beispiel aus Österreich. In Wien wurde auch die Königseggasse zugunsten von Fuss- und Radverkehr umgestaltet.


MAILAND

Auch in der italienischen Millionenmetropole Mailand wird die Stadt derzeit menschenfreundlicher gestaltet. Im Quartier Nolo wurde die Strassenkreuzung Via Spoleto und Via Venini kurzerhand autofrei und bunter.

Bild: comune.milano.it

Das Problem in Innenstädten ist nicht magelnder Platz, sondern mangelnder (politischer) Wille, Autos aus den Innenstädten zu verbannen. Zu oft hört man Argumente, dass ohne Zufahrtsmöglichkeiten, die Geschäfte unter Einnahmerückgang leiden würden. In einer Welt allerdings, in der es normal ist, ohne Autos in die Stadt zu gehen, wird es auch normal sein, ohne Auto einzukaufen.


UTRECHT

Fortschrittlich zeigen sich auch die Niederlande. In der Stadt Utrecht wurde eine mehrspurige Autobahn aus dem Jahr 1974 rückgebaut zugunsten eines Kanals. Dies wohlbemerkt, während andere Städte – beispielsweise St. Gallen oder Perth – noch weitere Stadtautobahnen planen.


OSLO

Auch in der norwegischen Hauptstadt Oslo arbeitet die Stadregierung mit der Städteplanerin Liv Jorun Andenes derzeit an Massnahmen, Autos aus dem Strassenbild zu entfernen und sie durch Radwege und Begegnungszonen zu ersetzen. Das Beispiel zeigt, wieviel Platz es in Städten doch hätte, wenn nur diese Autos nicht wären.

Bild: mdr

NEW YORK CITY

Eines der prominentesten Beispiele der vergangenen Jahre ist die Teilumgestaltung des New Yorker Times Square im Jahr 2009. Der Times Square ist einer der meistbefahrenen Plätze der Welt. Eine Spur wurde autofrei gestaltet und für das Verweilen von Menschen freigegeben. Auch wenn New York City dadurch nicht grüner geworden ist und immer noch im Verkehr erstickt, zeigt die Intervention, dass auch in einer Mega-City Strassen für Autos dauerhaft gesperrt werden können, ohne dass es zu einem Kollaps kommt.


ST. GALLEN

In der Stadt St. Gallen wird seit Jahren beispielsweise eine Freilegung der Steinach diskutiert. Die Steinach ist ein Bach, der mittlerweile unterirdisch unter den Strassen verläuft. Eine Freilegung würde die Lebensqualität für die Menschen der Ostschweizer Stadt enorm steigern. Weniger Autos, mehr Fussgänger und mehr Natur.

Asphalt und Beton im Jahr 2020: Natur, Wasser und Fussgänger 2025? Illustration: phb

Nur Vorteile und bessere Lebensqualität

Umgestaltungen von Innenstädten haben folgende Vorteile:

  • Eine helle Pflasterung reduziert die Probleme mit sommerlicher Hitze.
  • Jeder neue Baum spendet Schatten, Feuchtigkeit und verringert die Temperaturen im Sommer.
  • In verkehrsberuhigten Strassen sind mehr Fussgänger unterwegs. Der belebtere öffentliche Raum kann für Geschäfte und Lokale ein (finanzieller) Vorteil sein.
  • Die Verkehrssicherheit ist deutlich höher.
  • In der dichten Stadt gibt es nur wenige Freiflächen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Autos pro Einwohner ab. Jeder Raum, der nicht für Parkplätze genutzt wird, steht dann für alle zur Verfügung. So kommt auch ein sozialer Aspekt hinzu.
  • Eine hochwertige Gestaltung des öffentlichen Raums ist auch einfach schön anzusehen.

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