Babyflaschen und Wasserkocher enthalten Millionen von winzigen Plastikteilchen. Bis zu 1.6 Millionen Mikroplastikteilchen schlucken Babys demnach täglich. Das zeigt eine neue als «Meilenstein» bezeichnete Untersuchung, die das Verständnis von Mensch und Mikroplastik auf eine neue Art deutlich macht.
Babyflaschen, Wasserkocher oder Lebensmittelbehälter aus Kunststoffen. Sie alle geben Mikroplastikteilchen in die in ihnen befindlichen Lebensmitteln und Flüssigkeiten ab. Das haben Forscherinnen und Forscher diese Woche in einer Studie im Magazin Nature veröffentlicht.
Gerade bei Babyflaschen führe das Hochtemperaturverfahren zur Sterilisierung der Plastikflaschen und zur Zubereitung von Muttermilch dazu, dass die Flaschen Millionen von Mikrokunststoffen und Billionen von noch kleineren Nanokunststoffen in die Nahrung abgeben. Diese kleinsten Teilchen werden von Babys täglich geschluckt.
Die Studienautor:innen gehen sogar davon aus, dass Säuglinge während ihres ersten Jahres bei der Ernährung mit Plastikflaschen täglich bis zu 1,6 Millionen Mikroplastikpartikeln ausgesetzt sind. Die höchsten Werte wiesen die USA, Australien und europäische Länder auf – mit mehr als zwei Millionen Partikel pro Tag. Der Grund sei, dass in nördlichen Industrieländern Babys häufiger mit Plastikflaschen gefüttert würden, während Eltern in weniger entwickelten Ländern im Süden vorallem Glasflaschen verwendeten.
Etwa vier Fünftel aller auf dem Markt erhältlichen Kunststoff-Flaschen bestehen aus Polypropylen. Polypropylen ist weltweit einer der am häufigsten verwendeten Kunststoffe und wird durch seine Hitzebeständigkeit vorallem bei Produkten eingesetzt, deren Inhalte erhitzt werden. Also beispielsweise Babyflaschen oder Wasserkocher. Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass Wasserkocher und Lebensmittelbehälter Millionen von Mikrokunststoffen pro Liter Flüssigkeit absorbieren.
Dass Mikrokunststoffe in die Umwelt und Lebensmittel gelangen können, war seit längerem bekannt. Neu ist aber die Erkenntniss, dass Lebensmittel, die in Kunststoffbehältern zubereitet (und erhitzt) werden, eine tausendmal höhere Kontamination aufweisen.
Gemäss einer 2019 veröffentlichten Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO «konsumieren» erwachsene Menschen täglich etwa 300 bis 600 Mikroplastikteilchen. Laut der neuen Studie sind es täglich womöglich eine Million oder noch mehr. Sollten diese Werte auch von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestätigt werden, wäre dies verherend.
Welche Folgen und Auswirkungen solch winzige Platikteilchen auf unseren Körper und das Imunsystem haben, ist noch völlig unklar. Während die meisten Partikel ausgeschieden werden, dringen unzählige davon in den Blutkreislauf und in andere Körperteile.
Die Studienautoren schlagen vor, um Kunststoffteilchen vom eigenen Körper und dem der eigenen Kinder fernzuhalten, sollten Kunststoffbehälter zur Nahrungszubereitung in der eigenen Küche möglichst vermieden werden.
John Boland, einer der Studienautoren sagte, dass Eltern nach Möglichkeit keinen Mikrowellenofen für die Erhitzung der Babynahrung verwendet sollten. Was für Babys gilt, gilt wohl auch für Erwachsene. Die einzige Alternative zu Kunststoffbehältern sind Glasflaschen und Glasgefässe.
Dennoch wollen die Wissenschaftler:innen nach eigenen Angaben mit ihrer Studie keine Panik verbreiten. Die Untersuchung zeige aber, dass das Problem grösser sei als bisher angenommen. Die Studie sollte aber Anlass geben, endlich mal ernsthaft über den Umgang und den Konsum von Kunststoffen in unserem Alltag nachzudenken.