Ghost Nets: Die unterschätzte Gefahr in den Ozeanen

Schildkröte, die sich in einem verlorengegangenen oder gekappten Geisternetz verfangen hat. Foto: Wikimedia
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Sie sind tödliche Fallen für die Meerestiere und verschmutzen die Ozeane mit Tonnen von Plastikpartikeln: Verloren gegangene Fischernetze sind ein riesiges ökologisches Problem. Die Bergung und das Recycling sogenannter «Geisternetze» gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht.

Wieviele alte Fischernetze in den Meeren herumtreiben, ist schwierig zu sagen. Nach Schätzungen des polnischen WWF gehen aber alleine in der Ostsee jährlich etwa 5’000 bis 10′ 000 Netze verloren. Entweder werden sie von Fischern achtlos im Wasser zurückgelassen oder absichtlich in den Tiefen der Ozeane versenkt. Auch illegaler Fischfang führt vermehrt zu zurückgelassenen Netzen, da aufgeflogene Fischer die Netze durchschneiden, um möglichst rasch zu flüchten.

Sogenannte Geisternetze – Ghost Nets – sind eine ernsthafte Bedrohung für die Bewohner der Meere. Fische, Wale, Schildkröten und Seevögel. Schildkröten beispielsweise verfangen sich in den Netzen, weil sie den Geruch des darin enthaltenen Plastiks mit ihrer Futterquelle verwechseln. Tiere, die sich in den Netzen verfangen, schaffen es oft nicht mehr an die Oberfläche um zu atmen und ertrinken dabei. Geisternetze können aber auch zur Gefahr für Taucher oder Schwimmerinnen werden.

Neben Kunststoffen die zu Millionen Tonnen in den Meeren herumschwimmen, werden verlassene Fischernetze zunehmend zu einem Problem. Laut einer Untersuchung von The Ocean Cleanup in den Niederlanden besteht der riesige Plastikteppich (Great Pacific Garbage Patch), der eine gigantische Ansammlung von Kunststoffen im Meer ist und zwischen Hawaii und Kalifornien liegt, etwa fast zur Hälfte aus alten Fischernetzen.

Vor rund einem Jahr hat das italienische Umweltministerium das Projekt «Ghost Nets» gestartet. Regelmässig wird nun der Grund des Mittelmeers auf Geisternetze abgesucht, um sie zu entfernen. Bei der letzten Aktion wurden sechs Tonnen solcher Netze eingesammelt. Dies entspricht laut dem italienischen Umweltministerium etwa 200’000 auf dem Meeresboden zurückgelassenen Plastikflaschen.

Fischernetze werden oft aus verschiedenen Kunststoffen gleichzeitig hergestellt. Beispielsweise Polypropylen, Polyethylen, Polyamid und PET. Diese Stoffe zersetzen sich im Lauf der Zeit und lassen die Konzentration von Mikroplastikteilen im Meerwasser ansteigen. Mikro- und Nanoplastik nehmen Fische in ihren Nahrungskreislauf auf und in der Folge landen die Stoffe schliesslich auf unseren Tellern. Mikroplastik in der Nahrungskette kann bei Menschen Turmore verursachen.

Immer wieder bergen Umweltaktivist:innen und Taucher:innen solche Netze aus den Gewässern. Erst kürzlich haben auf Rügen freiwillige Taucher:innen 2.5 Tonnen Geisternetze aus dem Wasser gezogen. Allerdings ist nicht nur die Aktion an sich aufwändig, sondern auch die anschliessende Entsorgung der Netze.

Laut dem WWF können die Netze nur umweltschonend entsorgt werden, wenn sie auf über 1’000 Grad Celsius erhitzt werden und ihre einzelnen Bestandteile verdampfen. Nur bei solch hohen Temperaturen würden die organischen Moleküle vollständig aufgespalten und giftige Emissionen vermieden.

Mit der App Geistertaucher versucht der WWF seit einiger Zeit, Geisternetze aufzuspüren. Fischer:innen, Taucher:innen oder Wassersportler:innen können können entdeckte Geisternetze auf einer Karte in der App eintragen. Neben dem geografischen Standpunkt können auch die Tauchtiefe oder Fotos hochgeladen werden. Professionelle Taucher:innen überprüfen anschliessend die Stelle und veranlassen gegebenenfalls eine Bergung der Netze.

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