Virtuelle Natur als Form der Psychohygiene? Wirklich?

Der Wald ist Erholungsraum und Naturreservat zugleich. Virtuel hat er positive Auswirkungen, in echt ist er aber unschlagbar. Foto: phb
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Die Natur hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen, psychisch wie physisch. Ein Waldspaziergang oder ein Besuch eines Parks kann Wunder bewirken. In einer Langzeitstudie haben Forscherinnen und Forscher nun festgestellt, dass sogar virtuelle Natur auf dem Bildschirm positive Effekte auf die Menschen hat. Auch wenn sie echtes Naturerlebnis im Freien nicht ersetzen kann, könnte virtuelle Natur dennoch hilfreich sein für Menschen in der Corona-Isolation oder anderen Langzeiterkrankungen, die einen Gang ins Freie unmöglich machen.

Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen der vergangenen Jahre bestätigen die positiven Auswirkungen der Natur auf die Psyche und den Körper des Menschen.

In Japan beispielsweise ist Shinrin-yoku – «Waldbaden» – weit verbreitet. Waldbesuche senken nachweislich verschiedene Werte im menschlichen Körper von der Kortisolkonzentration über die Pulsfrequenz bis zum Blutdruck. Die Wissenschaft geht auch davon aus, dass Bäume antimikrobielle Verbindungen ausstossen, die sich positiv auf die Psyche auswirken.

Glücklicher sind auch Menschen, die in grünen Städten leben. Je mehr Bäume es im urbanen Raum gibt, desto positiver sind die Auswirkungen auf die Psyche. Deshalb ist nur schon ein Spaziergang in einem Park Balsam für die Psyche. Beeits wenige Minuten in der Natur steigern das Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden.

Generell sind echte Naturerfahrungen, wie beispielsweise an einer Blume riechen, ein Bad in einem See nehmen, Barfussgehen über eine Wiese, der Geruch des Waldes oder der Blick auf einen Berg oder einen Sonnenuntergang, tiefgreifende psychische Erfahrungen, die durch nichts ersetzt werden können. Die grüne Farbe, der Duft des Waldes, das Pfeifen der Vögel und die Abwesenheit von Strassenlärm haben positive Auswirkungen.

Dennoch haben Forscher*innen der britischen University of Exeter in einer Langzeitstudie nachgewiesen, dass auch virtuelle Natur auf dem Bildschirm positive Auswirkungen auf die Psyche und die Gesundheit haben kann. Dies würde beispielsweise hilfreich sein für Menschen, die wegen des Coronavirus in Isolation sind oder bedingt durch andere Krankheiten ihre Wohnung oder das Spital für längere Zeit nicht verlassen können.

Für ihr Virtual-Nature-Project haben die Wissenschaftler*innen Probanden Videos mit verschiedenen Situationen abgespielt. Einerseits Naturfilme, andererseits Filme mit Stressituationen aus dem Büroalltag. Dabei war beispielsweise eine Dokumentation über Korallenriffe, sowie als Kontrast ein Video eines Mannes, der in einem Büro sein Mittagessen zu sich nimmt. Das Ergebnis: Die Probanden fühlten sich nach den Naturfilmen weniger gestresst und fühlten auch weniger Langeweile.

Obwohl die positiven Auswirkungen von virtueller Natur auf die Psyche des Menschen positiv sind, ist noch relativ nicht wenig darüber bekannt, wie Natur ab Bildschirm wirkungsvoll in der Medizin und der Therapie eingesetzt werden kännte. In einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Kunst und Medien sollen in einem weiteren Schritt nun Möglichkeiten untersucht werden, wie virtuelle Natur gezielt für Heilungsprozesse und zur Vermeidung von psychischen Krankheiten eingesetzt werden kann.

So interessant die Forschung hinsichtlich virtueller Natur ist, ist sie irgendwie auch bedenklich. Die echte Natur ist – im Idealfall – vor der Haustür. Im zweitbesten Fall ausserhalb der Stadt. Genau das ist das Problem. Die Städte wurden in den vergangenen Jahren immer mehr auf das Auto ausgerichtet und die Natur wurde immer mehr aus der Stadt verbannt. Neben Forschung im Bereich virtueller Natur wäre es vor allem auch zielführend dafür zu sorgen, die echte Natur wieder in die Städte zurückbringen und den urbanen Raum zu renaturisieren.

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