In Spanien möchte eine Petition das Rauchen an allen Stränden verbieten. In New York City sind Parks bereits seit Jahren rauchfrei. Wie wäre es, auch in der Schweiz Wälder und Parks vom Qualm zu befreien?
Die Küste Spaniens ist 4964 Kilometer lang. Geht es nach der Organisation No Fumadores soll die gesamte Küstenlinie rauchfrei werden. Mit der Online-Petition, die mehr als 283.000 Menschen unterschrieben haben, soll die Regierung ein nationales Gesetz ausarbeiten.
Das Problem: Rauchen an den Stränden schadet nicht nur den Menschen, sondern die weggeworfenen Stummel sind auch schlecht für die Umwelt. Gemäss einer vor wenigen Jahren durchgeführten Studie der Europäischen Umweltagentur sind Zigarettenstummel und -filter die am häufigsten an europäischen Stränden gefundenen Gegenstände. Die in den Zigaretten enthaltenen Schwermetalle, aber auch Nikotin oder Benzol können das Grundwasser verschmutzen, wie bereits mehrere Wissenschaftler:innen bestätigt haben. Ausserdem besteht die Gefahr, dass Tiere an den Filtern ersticken.
In der Schweiz gibt es leider keine Strände, dafür viele Seen und Wälder. Auch hier werden Zigarettenstummel oft achtlose weggeworfen. Auch das bewusste Entsorgen von Stummeln in Abwassergullis ist eine weit verbreitete Unsitte. Oft werden die Stummel sogar in vermeintlich «guter Absicht» in den Schacht geworfen, weil damit verhindert werden soll die Strasse zu verunreinigen.
Ohne die Moralkeule zu schwingen zu wollen: Aber Zigarettenstummel gehören weder ins Abwasser noch auf die Strasse, sie gehören in Aschenbecher oder Abfallkübel. Übel ist die Situation auch in Wäldern. Wer als Jogger unterwegs ist, kennt es. Spaziergänger rauchen im Wald. Wer an diesen Personen vorbeiläuft, atmet den gesamten Rauch ein. Alles andere als erfrischend. Widerlich. Oft werden Zigarettenstummel sogar auch im Wald achtlos weggeworfen. Der Wald dient quasi als Müllkippe.
In New York City sind Parks bereits seit rund zehn Jahren rauchfrei. Der Central Park gilt als «die Lunge» der US-Metropole. Er ist ein Naherholungsgebiet der Stadt und deshalb keine Raucherecke.
Man könnte sogar soweit gehen, das Rauchen im öffentlichen Raum völlig zu verbieten. Gerade in überfüllten Städten wie New York oder Berlin ist es teilweise ekelhaft, beim überqueren von Zebrastreifen oder auf dem Trottoir ständig den Rauch einatmen zu müssen von anderen Menschen.
Dennoch machen völlig Rauchverbote keinen Sinn. Das wäre ein falscher Ansatz. Ob er oder sie raucht, muss jeder Mensch selber für sich entscheiden. Vorstellbar wären beispielsweise grosse Raucherecken und -lounges im öffentlichen Raum. Also gemütliche Orte mit Sitzgelegenheiten, die speziell für Raucherinnen und Raucher angelegt werden. Die Raucher würden solche Orte lieben und vielleicht neue soziale Kontakte knüpfen, während sie sich um einen grossen Aschenbecher versammeln.
Wäre ich Politiker, würde ich mit dem Vorschlag von rauchfreien Innenstädten vorpreschen. Nur schon, um damit Politiker:innen rechts der Mitte in Empörung und Rasache zu versetzen, die sofort «Verbotskultur» und «Freiheitsberaubung» schreien würden. In einem öffentlichen Raum mit unterschiedlichsten Menschen – eben auch vielen Nichtraucher:innen – gehört Rücksicht dazu. Oder wie Immanuel Kant sagt: Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.