Laut einem Bericht des WWF sind Tier- und Pflanzenarten massivst bedroht. In den vergangenen 50 Jahren sind die meisten Populationen von Tierarten um 68 Prozent zurückgegangen. Vorallem die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Ökosysteme dürften in den kommenden Jahren noch deutlich massiver zu spüren sein.
Im letzten halben Jahrhundert sind der globale Handel und Konsum, sowie das Bevölkerungswachstum regelrecht explodiert. Gleichzeitig wird die Welt zunehmend verstädtert und natürliches Land schwindet. Seit 1970 übersteigt unser ökologischer Fussabdruck die Regenerationsrate der Erde. Das bedeutet einen immer geringeren Lebensraum für Tiere.
Das hat massivste Auswirkungen auf die Umwelt und die Tierwelt. Laut dem Living Planet Report 2020 des WWF sind die Populationen von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien seit 1970 um durchschnittliche 68% zurückgegangen.
Für den Report wurden 21’000 Populationen von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien beobachtet. Der WWF spricht von einem neuen Tiefpunkt bei der biologischen Vielfalt.
Als besonders gefährdete Tiere nennt der WWF den Östlichen Flachlandgorilla im Kongo, Lederschildkröten in Costa Rica und Störe im Jangtse – bei den letztgenannten liege der Rückgang seit 1970 sogar bei 97 Prozent.
Der aktuelle Zustand ist alarmierend: Seit der industriellen Revolution haben menschliche Aktivitäten zunehmend Wälder, Grasland, Feuchtgebiete und andere wichtige Ökosysteme zerstört und degradiert und damit das menschliche Wohlergehen bedroht. 75 Prozent der eisfreien Landoberfläche der Erde wurden bereits erheblich verändert, die meisten Ozeane sind verschmutzt und mehr als 85% der Fläche der Feuchtgebiete sind verloren gegangen.
Folgen der Klimaerwärmung werden zunehmend sicht- und spürbar
Global gesehen war die Klimaveränderung in den vergangenen 30 Jahren nicht die Hauptursache für den Verlust der biologischen Vielfalt. In den kommenden Jahren wird sie jedoch an Bedeutung gewinnen, wenn es um den Verlust von Tierpopulationen und Umweltschäden geht.
Einige Arten bleiben von Veränderungen noch relativ verschont (z.B. Tiefseefische), während andere (z.B. arktische und Tundra-Arten) die klimatischen Veränderungen bereits jetzt massiv spüren. Diese Veränderungen wirken sich auf die Arten über verschiedene Mechanismen aus, darunter direkter physiologischer Stress, Verlust eines geeigneten Lebensraums, Störungen der Interaktionen zwischen den Arten (wie Bestäubung oder Interaktionen zwischen Raubtieren und Beutetieren). Auch die Wanderungen von Tieren oder die Fortpflanzung wird durch klimatische Veränderungen zunehmend gestört.
Besonders gefärdet sind Lebewesen, die in ober- und unterirdischen Gebieten leben. Ohne die biologische Vielfalt des Bodens können terrestrische Ökosysteme zusammenbrechen. Wie es im Report heisst, spielen die unter- und oberirdischen Ökosysteme in komplexer Weise zusammen. Sollte dieses Zusammenspiel kollabieren, hat das ungeahnte Konsequenzen, auch für uns Menschen.
Menschlicher Fortschritt passiert auf Kosten der Natur
Während die Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten in Bereichen der Gesundheit Fortschritte gemacht hat – so hat sich etwa die Kindersterblichkeit seit 1990 halbiert und der Anteil der Menschen, die von weniger als zwei Dollar am Tage leben müssen, ist um zwei Drittel gesunken – sind als Folge davon die natürlichen Ökosysteme ausgebeutet worden.
Coronavirus als Warnsignal für ein entschiedenes Handeln
Die Autoren des Living Planet Reports 2020 sehen Covid-19 als Warnsignal der Natur an uns Menschen. Die Coronakrise zeige die ökologischen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der menschlichen Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte, schreiben die Autor:innen.
Erschwerend für geeignete Massnahmen für den Erhalt der Artenvielfalt kommt hinzu, dass durch das Coronavirus zahlreiche für 2020 angekündigte Konferenzen zu Klima, Biodiversität und nachhaltiger Entwicklung abgesagt oder auf 2021 verschoben wurden.