Corona: Weltweite Armut steigt um bis 200 Millionen Menschen an

Selbst in reichen Ländern wie der Schweiz sind immer mehr Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen, weil das Geld nicht für den Alltag reicht. Foto: phb
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Für die knapp 3000 Milliardäre auf der Welt scheint die Corona-Pandemie finanziell einträglich zu sein. Ganz anders für Millionen von Menschen, die durch die Pandemie zunehmend in Armut geraten. Nachdem extreme Armut auf der Welt in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen ist, rechnet die Weltbank nun erstmals wieder mit einem Anstieg. Die Kombination von Covid-19 und Klimakrise macht die Sache sogar noch schlimmer. 

Die Welt steckt mitten in der grössten globalen Krise seit 1945 und die Pandemie wird zunehmend zur Armutskrise. Die Folgen davon werden noch Jahre spürbar sein. Nicht nur in reichen Ländern im Norden wie der Schweiz oder Deutschland, sondern vor allem auch in ärmeren Ländern im Süden. Es sind Länder, in denen Armut weit verbreitet ist und Menschen mit wenigen Euro am Tag leben müssen.

Für Menschen in solchen Ländern hat sich die Lage seit Ausbruch der Corona-Pandemie verschärft. Die Weltbank erwartete Corona bedingt einen Anstieg der Armut zwischen 88 und 155 Millionen Menschen. Nun hat sie die Zahl nach oben korrigiert und geht von 119 bis 124 Millionen Menschen aus, die in die Armut geraten. Möglich seien auch bis zu 200 Millionen. Eine sehr pessimistische Prognose.

Jährliche Veränderung der Zahl der extrem Armen (in Mio.), 1992-2020. Quelle Lakner et al. (2020) (updated), PovcalNet, Global Economic Prospects.

Die Beseitigung von extremer Armut ist eines der UN-Entwicklungsziele. Tatsächlich haben in den vergangenen Jahrzehnten auch immer mehr Menschen extreme Armut in ihrem Leben hinter sich gelassen. Noch in den 1960er Jahren lebte etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung in Armut, heute sind es noch etwa zehn Prozent. Aber noch immer hungert fast eine Milliarde Menschen täglich.

Von der aktuellen neuen Armut sind nicht nur Menschen betroffen, die am Tag von 1.30 Euro leben, sondern auch Millionen, die etwas mehr Geld haben, aber noch immer nicht genug zum leben. Gemäss Weltbank ist auch die Anzahl jener Menschen, die mit weniger als fünf Euro am Tag auskommen müssen seit vergangenem Sommer gestiegen.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass im gleichen Zeitraum Arbeitnehmer:innen weltweit durch die Pandemie etwas mehr als drei Milliarden Euro an Einkommen verloren haben. Die ILO stellt fest, dass die Löhne seit Pandemie-Beginn tendenziell gesunken sind, vor allem in Berufen, wo überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten wie dem Gastgewerbe oder der Textilbranche. 

Betroffen von Lohnsenkungen seien auch Niedriglohnempfänger. In Ländern in denen die Löhne gestiegen seien, werde das Bild verzerrt, weil viele Menschen in Berufen mit niedrigen Löhnen ihre Arbeit verloren hätten. Verschärft wird Armut dadurch, dass seit Corona nicht nur viele Menschen ihre Arbeit verloren haben, sondern auch ihre Ausbildungen aufgegeben haben.

Armut betrifft nicht nur Menschen in ärmeren Länder, sondern vermehrt auch in reichen Industriestaaten wie der Schweiz. Der im Dezember erschienene Sozialalmanach der Caritas zeigt, dass 660.000 Menschen in der Schweiz Armut leben und eine weitere halbe Million nur knapp über der Armutsgrenze. 

Die NGO Oxfam geht davon aus, dass die ärmsten Menschen auf der Welt mit den Folgen der aktuellen Krise bis weit in die 2030er-Jahre zu kämpfen haben. Als Lösung schlagen Oxfam und Wissenschaftler:innen ein ehöhere Besteuerung von reichen Menschen vor. Tatsächlich wäre ein solidarische Coronasteuer eine Möglichkeit, Armut und Ungleichheit zu beseitigen.


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