Covid-19: Bringt 2020 das Ende der Massenkultur?

Mit vielen Menschen feiern ist schön, in Zeiten einer Pandemie aber auch tödlich. Bedeutet Covit-19 das Ende der bisherigen Massenkultur? Bild: phb
Warning: Trying to access array offset on value of type null in /home/httpd/vhosts/rocketexpress.org/resetter.org/wp-content/plugins/top-10/includes/class-counter.php on line 54

Der Corona-Lockdown hat kulturellen Massenveranstaltungen vorerst ein Ende gesetzt. Open Air Festivals finden diesen Sommer nicht statt und Clubs werden als «Superspreader»-Events gebrandmarkt. Gleichzeitig steigt die Zahl der Infizierten wieder an und wir bewegen uns in schnellem Tempo auf die zweite Corona-Welle zu. Läutet 2020 das Ende der Massenkultur ein, wie wir sie bisher kannten?

Es ist Sommer, und irgendwie doch nicht. Die Temperaturen schwanken, von heiss zu kühl und dann wieder zu regen. Aber das Wetter ist nicht das einzige, was den Sommer 2020 zu einem Nicht-Sommer macht. Es ist das Coronavirus, das die Freude auf den Sommer hemmt.

Grosse berauschende Open Air-Festivals, die Streetparade sowie andere Grossanlässe sind abgesagt. Zu gross ist die Gefahr, dass an einem einzigen Tag gleich Dutzende, oder Hunderte Menschen sich mit dem Virus infizieren könnten.

In den Clubs hat es derweil bereits einige «Superspreaders» gegeben, die gleich mehrere andere Personen angesteckt haben. Verschiedene Politikerinnen und Politiker meinen nun, in den feiernden Menschen die Schuldigen gefunden zu haben und drohen mit Club-Schliessungen.

Richtungsänderung: Weg von der Massenkultur, hin zu mehr Persönlichkeit

Und wie sieht es mit den Ferien aus? Zumindest mir ist es derzeit nicht nach Ferien. Was soll ich jetzt an einem Strand, wenn tausend andere potenziell Erkrankten ebenfalls dort sind? Was soll ich am Abend in der Disco, an der Bar, wenn potenziell jeder und jede krank sein könnte?

Der Sommer 2020 wäre deshalb eigentlich der ideale Zeitpunkt für eine Richtungs- und Denkänderung. Ist es wirklich nötig, dass wir jeden Sommer in den Süden an Strände fliegen? Sollten wir nicht alle jetzt sowieso weniger fliegen, um das Klima zu schonen? Und wie belastend sind tausende Menschen für einen Strand und die umliegenden Ökosysteme?

Ferien-Fetisch als Ausdruck der Massenkultur

Gerade mit den Sommerferien hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein regelrechter Fetisch entwickelt. Es geht nur noch darum, wohin – möglichst weit weg – man fliegt und welches Hotel man sich leisten kann. Insofern ist auch die Massenkultur ein Virus, der die Menschheit im Zeitalter des Kapitalismus befallen hat.

Der ganze Fokus auf «die Sommerferien» ist sowieso albern. So, als wäre das restliche Jahr Müll und nicht lebenswert. Warum müssen alle Menschen im Juli zur gleichen Zeit Ferien machen? Warum leben wir in einem kapitalistischen System, das uns das ganze Jahr über arbeiten lösst und uns «nur» im Sommer zwei Wochen Ferien gönnt?

Sollten wir uns von dieser Vorstellung und diesem System nicht endlich verabschieden und trennen? Wäre es nicht gesünder für alle Menschen, wenn wir generell weniger arbeiten würden – Drei-Tage-Woche – und vielleicht nur noch abwechlsungsweise alle zwei oder drei Jahre ans Meer fahren würden?

Warum verspüren wir den Zwang, jedes Jahr mit Tausenden anderen Touristen am selben Strand zu liegen? Gleichzeitig will niemand mehr Tourist sein, das ist uncool. Touristen sind schliesslich immer die anderen, obwohl wir alle für den Overtourism in Städten und Badeorten verantwortlich sind.

Ende der Massenkultur des 20. Jahrhunderts

Hat derzeit ernsthaft jemand Lust, beispielsweise in Miami Beach in den USA Urlaub zu machen? Nicht wirklich, oder? Laut der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore sind mittlerweile mehr als 127’000 Menschen alleine in den USA am Coronavirus gestorben. Zum Vergleich: Während des Ersten Weltkriegs sind 116’516 amerikanische Soldaten ums Leben gekommen.

Covid-19 ist noch lange nicht vorbei. Die Pandemie könnte nun das Ende der Massenkultur einläuten, wie wir sie seit den 1950er Jahren gekannt haben und sie sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig kommerzialisiert hat.

Vielleicht bedeutet 2020 nicht nur das Ende der Massenkultur, sonern auch der Beginn eines schonenderen Umgangs mit Ökosystemen und Ressourcen. Die Natur war noch nie ausgelegt und vorbereitet auf die menschliche Massenkultur.

Vielleicht ist 2020 auch jenes Jahr, in dem wir wieder beginnen, uns im kleineren Rahmen mit Freunden zu treffen. Mit Menschen, die wir kennen und entweder wissen, dass sie nicht mit Covid-19 infiziert sind, oder wir immerhin die Kontaktkette zurückverfolgen können, falls es doch zu einer Ansteckung kommen sollte.

2020 ist das Jahr, in dem wir beginnen sollten, wieder im kleineren rahmen zu feiern. Weniger ist mehr. Reduktion auf das Wesentliche. Wir sollten uns vom Massentourismus genauso verabschieden, wie von Massenevents.

Sicher ist: 2020 ist das Jahr – obwohl Corona viele Künstlerinnen und Künstler finanziell in die Abgründe reisst und ganze Kulturstätten verschwinden – in dem Neues entstehen kann. Neues, im kleineren Rahmen. Weniger kommerziell, dafür wieder mehr im Underground. Intimer und persönlicher.

Mal sehen, wie sich die zweite Jahreshälfte 2020 entwickelt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert