Klimaschutz: Wirklich «systemrelevant» ist nur eine intakte Umwelt

Alles mit einem Schweizerkreuz gilt als «systemrelevant». Die Fluggesellschaft Swiss wird mit Milliardenbeträgen des Bundes gestützt, obwohl die Klimaerwärmung bereits mit einem Fuss im Haus steht. Bild phb
Warning: Trying to access array offset on value of type null in /home/httpd/vhosts/rocketexpress.org/resetter.org/wp-content/plugins/top-10/includes/class-counter.php on line 54

Die Zeit, das Pariser Klima-Abkommen zu erreichen, schmilzt wie ein Eisberg dahin. Während die Politik Fluggesellschaften und Unternehmen wegen «Systemrelevanz» rettet, bleibt die intakte Umwelt auf der Strecke. Dabei ist es gerade die Umwelt die für uns Menschen wirklich «systemrelevant» ist. Eine neue Studie aus den Niederlanden macht deutlich, wie gefährlich es ist, wenn politische Massnahmen jetzt nicht deutlicher umgesetzt werden. – Philipp Bürkler

Viele Politiker_innen, scheinen noch immer nicht den Ernst der Lage erkannt zu haben. Klimaerwärmung? Hm, noch weit weg. An die Zukunft denken? Hm, mein Profit ist mir wichtiger. Zukunft ist doch ein Thema für Jugendliche.

So oder ähnlich müssen die Gedankengänge bei politischen Entscheidungsträgern aussehen, denen Klimaschutz und eine nachhaltige Umwelt- und Sozialpolitik noch immer als unnötig und teuren Luxus erscheint. Nicht anders ist es zu erklären, dass am Dienstag eine Mehrheit aus CVP, FDP und SVP praktisch kritiklos die Staatshilfen des Bundesrates im Umfang von 1.9 Milliarden Franken für die Fluggesellschaft Swiss, ohne diese an umweltpolitische Massnahmen zu knüpfen, beschlossen hat.

Obwohl der Flugverkehr weltweit nur für zwei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist, wäre es ein Zeichen gewesen: Ja, wir nehmen die Zukunft und die Umwelt ernst. Es entsteht der Eindruck, ohne eine rentable Fluggesellschaft würde die Schweiz untergehen und in der Bedeutungslosigkeit versinken. Sobald ein Unternehmen das Schweizerkreuz im Logo trägt (Swiss, Credit Suisse, UBS etc.), ist es aus politischer Sicht sofort «systemrelevant» und eine Rettung auch ohne Umweltmassnahmen selbstverständlich.

Das Einzige, was wirklich systemrelevant ist, ist eine intakte Umwelt. Sie ist die Lebensgrundlage für uns Menschen. Genau das scheinen viele Politiker_innen aber nicht zu begreifen, wenn sie bei Staatshilfen die Umwelt vergessen und nicht an die Zukunft denken.

Dazu kommt, alle Massnahmen die jetzt in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft unterlassen werden, müssen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Dann jedoch mit massiv höheren Kosten und der Konsequenz von noch stärker geschädigten Ökosystemen. Aber hey, wen interessierts? Diese Kosten und Konsequenzen können doch die künftigen Generationen tragen. Die «Klimajugend» soll im Erwachsenenleben doch auch noch etwas zu tun haben.

Würde diese Ignoranz und Gleichgültigkeit solcher Politiker_innen nicht uns alle betreffen, könnte man sie belächeln und ihr rückwärtsdgewandtes Menschen- und Weltbild problemlos auf die Seite schieben. Leider spielt solch grobfahrlässige Politk mit dem Leben und der Zukunft aller Menschen. Auch mit den Leben aller Milliarden Menschen die in den kommenden Jahrhunderten erst noch geboren werden.

Ignoranz, «Profit vor Zukunft-Denken», sowie ein Mangel an Ehrgeiz, einschneidende Massanhmen umzusetzen, haben immer gravierendere Auswirkungen auf die Umwelt und erschweren das Erreichen des Pariser Klima-Abkommens zusehends. Eine neue Studie von Forschern der PBL Netherlands Environmental Assessment Agency und der Universität Utrecht, die sich auf Daten CD-LINKS-Konsortiums stützt, macht die politische Gleichgültigkeit deutlich sichtbar.

Die Studie konzentriert sich auf die Emissionstrends in sieben Ländern und Regionen (Brasilien, China, der Europäischen Union, Indien, Japan, der Russischen Föderation und den Vereinigten Staaten). Diese Länder und Regionen sind für den Grossteil der weltweiten Treibhausgasemissionen mitverantwortlich.

Jetzt kommts: Die Forscher stellten eine grosse Lücke zwischen den Auswirkungen der umgesetzten Klimapolitik und den Reduktionen fest, die in allen Ländern mit dem Gesamtziel des Pariser Abkommens vereinbar sind.

Den Autoren zufolge variiert die zugrundeliegende Ursache (mangelnder Ehrgeiz oder Umsetzungslücke) von Land zu Land. Um die CO2-Reduktionsziele zu erreichen, müssten alle Länder Klimaschutz-Massnahmen rund um erneuerbare Technologien und Verbesserungen der Energieeffizienz beschleunigen. In diesem Bereich hat eine Mehrheit des Schweizer Parlaments diese Woche nicht nur eine Chance vertan, sondern fahrlässig und zukunftsfeindlich gehandelt.

Die Forscher kommen zum Schluss, dass die beobachteten Staaten und Regionen ihre CO2-Emissionen deutlich stärker reduzieren müssten, wenn sie tatsächlich die Vereinbarung des Pariser Abkommens einhalten möchten. Und zwar um 40 bis 50 Prozent bis ins Jahr 2030. Das sind noch zehn Jahre. Wenn man die Debatte diese Woche rund um die Swiss-Rettung mitverfolgt hat, könnte man davon ausgehen, dass es die Klimaerwärmung nicht gibt oder sie auf das Jahr 2475 verschoben wurde.

Das Unterlassen von sofortigen einschneidenden Massnahmen ist fahrlässig. Uns und künftigen Generationen gegenüber.

Ein Gedanke zu „Klimaschutz: Wirklich «systemrelevant» ist nur eine intakte Umwelt“

  1. Pingback: Klimacamp: Nein, die Zukunft unserer Welt ist kein «rechtsfreier Raum» - RESETTER

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert