CO2-Referendum: Das Ende des Erdölzeitalters wird kommen

Eine der zahlreichen verlassenen Tankstellen in Italien. Sie sind die symbolischen Vorboten eines nahenden Endes des Erdölzeitalters. Foto: phb
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Erdöl hat Industrie und Globalisierung wie wir sie heute kennen, erst möglich gemacht. Kein Wunder also, können sich gewisse Industriezweige wie die Automobilbranche eine Zukunft ohne Erdöl nicht vorstellen. Es wäre besser, diese Industrien würden sich damit abfinden. Weil, ein Ende des Erdölzeitalters ist unausweichlich.

«Die Steinzeit ist nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen und das Ölzeitalter wird nicht erst zu Ende gehen, wenn der letzte Tropfen Öl gefördert worden ist». Das soll einst der sudische Scheich und Ölminister Ahmed Zaki Yamani gesagt haben.

Glaubt man der Schweizer Automobil-, Transport-, Luftfahrt-, Gebäude- und Mineralölbranche, wird es tatsächlich noch lange dauern, bis der letzte Tropfen Öl verbraucht sein wird. Nicht anders ist es zu verstehen, weshalb ein Komitee aus diesen Branchen das Referendum gegen das neue Schweizer CO2-Gesetz ergreift. Geht es nach dem Komitee sollen die Stimmberechtigten das letzte Wort darüber haben, ob die Schweiz bis 2030 ihre Treibhausgase gegenüber 1990 halbieren soll oder nicht.

Die Forderungen des Komitees wirken im Jahr 2020 fast schon lächerlich und peinlich. Anstatt sich auf die Zukunft einzustellen und die Branche in eine ökologische und nachhaltige Richtung zu bringen, möchte das Komitee im 21. Jahrhundert an einer Wirtschaft, die auf Benzin und Erdöl basiert, festhalten.

Das Komitee glaubt ernsthaft, dass eine Halbierung der Treibhausgase bis 2030 «keinen spürbaren Einfluss auf das Klima» hätte, weil die Schweiz lediglich für einen Tausendstel des weltweiten CO2-Ausstosses verantwortlich sei. Ja, wenn alle so denken würden, könnten wir uns die ganze Diskussion um die Klimakrise tatsächlich sparen und uns noch ein paar schöne Jähren machen mit ganz viel Sekt und Party.

Vielleicht sollte mal jemand dem Komitee verständlich, aber klar erklären, dass sich das Erdölzeitalter nun wirklich dem Ende entgegen neigt. Das ist kein Witz und auch keine «linksgrüne» Fantasie, sondern schlichte Realität.

Die Zeichen für ein Ende des Erdölzeitaslters sind überall spürbar. Vergangene Woche hat das EU-Parlament schärfere Klimamassnahmen beschlossen. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um neu 60 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Bisher war eine Reduzierung von 40 Prozent vorgesehen. Die EU geht damit also noch weiter als die Schweiz.

In Kalifornien ist es ab 2035 verboten, benzin- und dieselbetriebene Autos zu verkaufen. Sogar China will bis 2060 eine klimaneutrale Wirtschaft und New York City möchte seine Emissionen bis 2050 um 80 Prozent reduzieren.

Das Ende des Erdöl-, Gas- und Kohlezeitalters ist also in Reichweite. Nicht nur wurde das Fördermaximum in den USA bereits 1972 erreicht, sondern Erdöl ist in einer Welt mit zunehmender Klimakrise kein zukunftsfähiger Rohstoff mehr. Zudem ist dieser Schritt eine schlichte Überlebensnotwendigkeit. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre hat bereits 400 ppm (parts per million) überschritten. In den 1950er-Jahren waren es noch 315 ppm.

Das letzte Mal erreichte die Atmosphäre auf natürlichem Weg diesen Wert vor etwa vier Millionen Jahren. Wollen wir einen weiteren Anstieg verhindern, sind wir als Weltgesellschaft gezwungen, uns vom Erdöl zu verabschieden. Jetzt noch an dieser alten und buchstäblich fossilen Technologie festzuhalten ist alles andere als zukunftsgerichtet, sondern vielmehr rückwärtsgewandt.

Unter der Website vernuenftig-bleiben.ch präsentiert das Komitee seine Gründe, weshalb es das CO2-Gesetz bekämpft. Korrekterweise müsste die Internetseite des Komitees «unvernünftig-weitermachen.ch heissen. Wer sich selber als vernünftig bezeichnet, ist es meistens nicht. Es ist wie bei Comedians. Wer sich selbst als «Comedian» bezeichnet, ist in der Regel auch nicht lustig. Oder wer glaubt dem Schild, «Beste Pizza der Stadt»? Eben.

Während das Wirtschaftskomitee zurück in die Steinzeit möchte, beibt den wirklich vernünftigen Menschen nichts anderes übrig, als das Referendum an der Urne abzulehnen.

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