Kalifornien brennt, und wir wollen immer noch weitermachen wie bisher

Ein kleines Feuer. In Kalifornien wütet derzeit ein gigantisches Feuer, das ganze Landstriche und Städte zerstört. Foto: phb
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In Kalifornien brennen Wälder. Im Sudan ist der Nil über die Ufer getreten. In Bangladesch verwüstete im Frühling ein Zyklon weite Teile des Landes. Die Waldbrände in Australien sind erst einige Monate her. Und schon vergessen? Die Folgen der globalen Klimaerwärmung werden immer offensichtlicher. Wann beginnen wir endlich zu handeln? Wann verstehen wir, dass das Erdölzeitalter ein Ende haben muss? Ein möglichst schnelles Ende.

Kalifornien liegt von Westeuropa fast 10’000 Kilometer entfernt. Zu weit, um wirklich zu begreifen, was derzeit dort vor sich geht. Seit Ende August ist eine Waldfläche abgebrannt, die etwa der Hälfte der Schweiz entspricht. Mindestens 35 Menschen sind bei den Bränden bereits ums Leben gekommen, Dutzende werden vermisst. Die aktuellen Brände wüten nicht irgendwo in der Wildnis, sondern in der Nähe von Städten, die von den Flammen bedroht sind.

Menschen müssen ihre Häuser verlassen und sie den Flammen überlassen. Der Himmel über weite Teile des riesigen US-Bundesstaates ist rot gefärbt. Obwohl Waldbrände im trockenen Kalifornien seit je her vorkommen, stellen die aktuellen Brände alles Bisherige in den Schatten. In rund der Hälfte des Bundesstaates herrscht derzeit eine Dürre, in den Nachbarstaaten Oregon, Colorado, Utah, Arizona und New Mexico liegt die Dürre derzeit sogar bei über 90 Prozent der Flächen. Im Death Valley wurden kürzlich 54.4 Grad gemessen, die wohl höchste jemals auf der Erde gemessene Temperatur.

Auch in anderen Erdteilen sieht es nicht besser aus. Vor wenigen Wochen ist im Sudan der Nil über die Ufer getreten. Er erreichte den höchsten Stand seit 100 Jahren. Ganze Landstriche, Dörfer und Bauernhöfe wurden weggespült. Etwa 100 Menschen sind ums Leben gekommen, eine halbe Million Menschen wurde von ihren Häusern vertrieben.

In Bangladesch wütete erst im Frühling der Zyklon Amphan. Der stärkste seit Jahrzehnten. Auch hier das gleiche Bild: Dörfer und Häuser wurden weggefegt, Existenzen und Menschenleben zerstört. Eine weitere halbe Million Menschen sind seither auf der Flucht und ohne Dach über dem Kopf.

In den Nachrichten haben wir uns längstens an Katastrophenmeldungen gewöhnt. Meist sind die Katastrophen tausende Kilometer weit von Europa entfernt. Das ganze Leid und Ausmass der Zerstörung wird durch die Bilder in den Fernsehnachrichten jedoch meistens verzerrt wiedergegeben. Das tatsächliche Leid der Menschen bleibt oft verborgen. Kein Zwei-Minutenbericht kann das wirkliche Elend abbilden. Am Tag darauf haben die meisten von uns die News sowieso wieder vergessen. Die nächste Katastrophe wartet bereits auf ihren Zwei-Minuten-Auftritt.

Während andere Menschen ihre Häuser verlassen müssen oder ihr Leben verlieren, diskutieren wir in der Schweiz ernsthaft, ob für sechs Milliarden Franken neue Kampfflugzeuge gekauft werden sollen. Würde man den Menschen in den Katastrophengebieten diese absurde Diskussion erklären, sie würden wohl nur verständnislos den Kopf schütteln.

Gerade reiche Länder wie die Schweiz – die über Milliarden für Kampfjets diskutieren – könnten im Kampf gegen die Klimakrise einen entscheidenden Beitrag leisten. Es sind die reichen Länder, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges wirtschaftlich vom Erdöl profitert haben und aktuell mit den Auswirkungen der Klimakrise bisher (noch) verschont geblieben sind. Würden solche Katastrophen in Westeuropa eintreten, ein rascheres politisches Handeln wäre wahrscheinlich die Folge.

Würde jedes reiche Land nur schon eine Milliarde Euro in die Entwicklung von erneuerbaren Energieträgern investieren, könnte der Schaden für ärmere Länder wie Sudan oder Bangladesch bedeutend reduziert werden. Solange wir aber nicht einsehen wollen, dass das Erdölzeitalter ein Ende haben muss, wird sich wohl nicht viel verändern. Menschen im Süden – die viel weniger CO2 ausstossen als nördliche Industriestaaten – bleiben Opfer des närdlichen wirtschaftlichen Erfolges und den Auswirkungen der Klimakrise.

Der rote Himmel über Kalifornien müsste eine Warnung sein. Als Sinnbild für das Ende des Erdölzeitzeitalters. Nur ist es nicht Öl, das brennt und den Himmel rot färbt, sondern Brände, die die Folge unseres massiven CO2-Ausstosses der vergangenen Jahre sind.

2 Gedanken zu „Kalifornien brennt, und wir wollen immer noch weitermachen wie bisher“

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