Konsumrausch: «Circular Monday» statt «Black Friday»

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Einmal mehr: «Black Friday» auf allen Kanälen und Online-Portalen. Medien werden derzeit nicht nur mit Schnäppchen-Inseraten geflutet, sondern es gibt auch eine breite Berichterstattung im redaktionellen Teil. «Black Friday» ist ein Überbleibsel der Massenkultur des 20. Jahrhunderts und ist nicht mehr zeitgemäss. Es wird Zeit, den Kurs endlich auf eine ökologische und zirkuläre Wirtschaft zu ändern.

Seit dem 20. Jahrhundert leben wir in einer linearen Wirtschaft. das heisst, Güter werden produziert, «genutzt» und schliesslich «weggeworfen». Lineare Wirtschaft ist die Folge der Massenproduktion, wie sie Henry Ford im frühen 20. Jahrhundert popularisiert hat. Es geht darum, der wachsenden bevölkerung gerecht zu werden und möglichst viele Produkte, zu einem möglichst tiefen Preis herzustellen.

Massenproduktion hat eine übermässige Ausbeutung von natürlichen Ressourcen wie Öl, Kohle oder Wasser zur Folge. Die übermässige Produktion und der daraus entstehende Konsum haben dazu geführt, dass wir heute mehr als eine Erde bräuchten, um weiterhin im gleichen Umfang Ressourcen zu gewinnen. Gerade der seit dem letzten Jahrhundert gestiegene verbrauch von fossilen Brennstoffen hat zu einem Anstieg der Treibhausgase geführt. 

Das lineare Wirtschaftssystem ist auf kurzfristige Gewinnmaximierung und Wachstum ausgerichtet. Soziale und ökologische Konsequenzen werden in einem linearen Wirtschaftssystem nicht mit einberechnet.

Genau deshalb brauchen wir nun einen Wechsel, hin zu einer zirkulären Wirtschaft, auch als Kreislaufwirtschaft, oder eben «Circular Economy» bekannt. Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft berücksichtigt die Kreislaufwirtschaft ökologische und soziale Folgen von Produktion und Konsum.

Wie der Name schon sagt, bleiben Rohstoffe und Produkte in einem Kreislauf. Das heisst, sie werden nicht von vornherein als Wegwerfprodukt konzipiert. Es geht um Wiederverwertung.

Kreislaufwirtschaft bedeutet aber nicht nur, Pet- oder Glasflaschen sowie Papier zu sammeln. Es geht vielmehr um ein generelles Umdenken. Von der Produktion, über den Konsum bis zur Wiederverwertung am Ende des Lebenszyklus. In gewisser Weise «kopiert» das kreislaufsystem die Natur, die sich ebenfalls in einem ständigen Kreislauf befindet. Natur schafft sich immer wieder neu aus sich selbst heraus ohne neue Ressourcen zu benötigen.

Die Verantwortung für einen Wechsel hin zu einer Kreislaufwirtschaft muss gerecht verteilt sein. Es darf nicht sein, dass «nur» die Konsument:innen sich anders verhalten müssen. Für einen Wandel braucht es auch die Politik, Medien und die Industrie.

Die Politik muss Anreize schaffen, damit sich ökologisches Produzieren lohnt und ökologisch handelnde Unternehmen in einem «Vorteil» sind. Die Medien müssen aufhören positiv/neutral über «Black Friday» und ähnliche Konsumauswüchse zu berichten. Die Industrie wiederum muss endlich erkennen, dass sie nur eine Zukunft hat, wenn sie nicht mehr den Planeten plündert für ihre kurzfristige Profite.

Das erste Ziel muss es sein, Abfall möglichst zu verhindern. Im Detailhandel bedeutet dies ein weiterer Verzicht oder zumindest Reduzierung von Verpackungen auf ein Minimum. Das Verbrennen von Abfällen muss auf ein absolutes Minimum reduziert und Recycling-Infrastrukturen ausgebaut werden. 

Der Staat soll nur noch recyclingfähige Materialien fördern. Umweltschädliche Technologien und Rohstoffe wie Erdöl sollten ganz von Subventionslisten gestrichen werden. Beispielsweise erhält die Flugbranche noch immer Subventionen auf Kerosin.

Unternehmen müssen vom Staat gezwungen werden, ihre geschäftsmodelle zu ändern und ökologischer auszurichten. Beispielsweise müsste der Bereich des Öko-Designs, also Produkte die von beginn an auf Wiederverwertung ausgerichtet sind, staatlich mehr gefördert werden. 

Wir als Konsument:innen müssen vermehrt darauf achten, dass wir eben nicht mehr an «Black Friday»-Aktionen mitmachen, sondern uns Unternehmen und Läden aussuchen, die fair und möglichst nach ökologischen Grundsätzen und Modellen arbeiten.

Dieser Wandel ist anstrengend und alles andere als bequem. Genau deshalb ist es wichtig, dass wir aus der Bequemlichkeit des überbordenden Konsums ausbrechen und nach neuen Konsum- und Produktionsformen suchen. das bedingt auch, dass wir «Wirtschaftsleistung» neu und nach anderen kriterien berechnen sollten als bisher. Beispielsweise gehört in eine Berechnung der wirtschaftlichen Leistung auch die ökologischen Folgen oder die «Mitarbeit» von Tieren wie Bienen, die beim Bestäuben jährlich eine Billion Dollar zur weltweiten Wirtschaft beitragen.

Geändert werden müssen auch die Geschäftsmodelle. Weg von Eigentum und Besitz, hin zu Sharing und Caring. Weg von Fast Fashion, hin zu regionalen Kleidungsstücken und so weiter. es ist wie beim gesamten gesellschaftlichen Wandel und den Folgen der Klimaerwärmung. Wir müssen jetzt beginnen, wenn wir einen reibungslosen Übergang in diese neue Zeit wollen. Tun wir jetzt nichts, sind wir vielleicht schon in zehn oder 20 Jahren dazu gezwungen – ähnlich wie beim Corona-Lockdown – unfreiwillig und überstürzt zu handeln.


«Black Friday» als mediale Massenkultur

Es ist jedes Jahr das selbe Spiel. Medien berichten euphorisch über den Konsumrausch-Event «Black Friday». Auch dieses Jahr wieder. Bereits heute, Tage davor, liest man Schlagzeilen wie: «Online-Handel erwartet wegen Corona Rekordumsätze», «Migros bereitet sich auf Ansturm im Online-Geschäft vor», oder als gutgemeinten Rat an die eigenen Leser:innen gerichtet, «so wappnen Sie sich für die Rabattschlacht».

Ernsthaft? Diese Titel zeigen, wie stark Journalismus und Öffentlichkeit noch immer auf Konsum und Wirtschaftsinteressen ausgerichtet sind. Es spricht natürlich nichts dagegen, wenn On- und Offline-Händler einen «Black Friday» lancieren wollen, um ihre Produkte zu verkaufen. Aber weshalb muss Journalismus das jedes mal thematisieren, als ob es wichtig wäre? 

Ist es Aufgabe des Journalismus, als Navigationsgerät zu dienen, wie Menschen noch einfacher konsumieren können? Ist es in einer Zeit mit globalen ökologischen und sozialen Herausforderungen überhaupt ethisch vertretbar einer verschwenderischen Tradition zu huldigen, die dem Planeten schadet? 

Wäre es nicht viel mehr Aufgabe von Journalismus, beispielsweise die elenden Arbeitsbedingungen zu thematisieren, unter denen die Billigprodukte hergestellt werden? Oder die unnötig langen Transportwege, die solche Produkte zurücklegen? Ein weiteres Thema wäre die geplante Obsoleszenz, also die von Herstellern bewusste Kurzlebigkeit von Produkten. Grundsätzlich wäre es Aufgabe von Journalismus zu erklären, was Kreislaufwirtschaft eigentlich ist.

In der Realität geht es jedoch viel mehr darum, wieviele Millionen/Milliarden Umsatz die Online-Branche mit «Black Friday» erwartet und wie sie mit dem Ansturm von Bestellungen umgehen wird. Es geht also immer nur darum, wie die Gesellschaft und die Wirtschaft auf Zunahmen und Steigerungen (Wachstum) und letztendlich auf bestehende Verhältnisse reagiert. Eigentlich müsste die Frage jedoch lauten, wie können Unternehmen und die Gesellschaft auf «Abnahmen», also ein «Weniger» des Bisherigen sowie auf die bevorstehenden Herausforderungen reagieren?

Es ist klar. Ein «Black Friday» ist öffentlich einfacher zu vermitteln, weil es um Konsum geht. Das Thema und die Sache ist klar und eindeutig. Auch bequem. Konsum ist ein gesellschaftlich antrainiertes Verhalten, während es beim «Circular Monday» um die sozialen Konsequenzen, ökologischen Grenzen sowie um nötige – aber meist unbequeme – Veränderungen von sozialen Verhaltensweisen geht.

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