Happy Birthday Switzerland: Wunschzettel zum Geburtstag der Schweiz

«Aufgestaut am Gotthard». Die Schweiz ist auf das Automobil ausgerichtet. Fussgänger und Velofahrer werden noch immer an den Rand gedrängt. Illustration: phb
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Die Schweiz feiert Geburtstag. Am Geburtstag darf man sich etwas wünschen. Der Resetter wünscht sich eine offene, progressivere und fortschrittlichere Schweiz, die sich löst von den institutionellen Strukturen des 19. Jahrhunderts. Eine Schweiz, die intensiver darüber nachdenkt, wie sie 2050 und darüber hinaus ein angenehmes Leben für alle im Land lebenden Menschen gestalten will.

Glaubt man der historischen Legende, feiert die Schweiz am 1. August ihren 729. Geburtstag. Nimmt man die erste Verfassung von 1848 als eigentlichen Beginn, ist das Land immerhin auch schon 172 Jahre alt. Die Schweiz ist also, so oder so – ob man nun an Friedrich Schillers Geschichte von Wilhelm Tell glaubt oder sich am sogenannten «modernen» Rechtsstaat orientiert, eine schrumpelige Greisin.

Es wird also Zeit, für ein Facelifting, damit die Schweiz auch im 21. Jahrhundert die Bezeichnung als «modernen» Rechtsstaat verdient.

Dazu gehört nicht nur endlich das Wahl- und Stimmrecht für alle in der Schweiz lebende Menschen, sondern auch die Suche nach neuen Partizipationsmöglichkeiten. Beispielsweise mehr Teilhabe für Bürgerinnen und Bürgern, wenn es um die Entwicklung und Gestaltung ihres unmittelbaren Lebensraums geht, also bei Stadtplanung oder Quartierplanung.

Hier eine unvollständige Liste von bisher 25 Wünschen an eine Schweiz, die einem sozial und technologischen 21. Jahrhundert gerecht wird. Die Liste darf in den Kommentaren gerne ergänzt werden.

Ich wünsche mir zum Geburtstag…

  1. …mehr Offenheit gegenüber Menschen, die nicht in der Schweiz geboren wurden.
  2. …mehr Offenheit gegenüber Menschen, die keinen typischen Schweizer Namen haben.
  3. …mehr Offenheit gegenüber Menschen, die nicht typisch schweizerisch aussehen.
  4. …dass die Schweiz klima- und umweltpolitisch endlich Position bezieht und in Europa die Führungsrolle übernimmt.
  5. …dass endlich eine breite Debatte darüber stattfindet, wie das Zusammenleben 2050 und darüber hinaus gestaltet werden soll.
  6. …dass niemand mehr «stolz» ist, Schweizerin oder Schweizer zu sein. Weil, du kannst nichts dafür, dass du hier geboren wurdest. Und wenn du nichts dafür kannst, gibt es auch keinen Grund, stolz auf etwas zu sein, für das du nichts geleistet hast. Lerne Geige spielen oder chinesisch als Fremdsprache, dann darfst du von mir aus stolz auf dich sein.
  7. …Journalist:innen endlich aufhören, jeden Quatsch den Christoph Blocher raushaut, unreflektiert und fast schon bewundernd zu kolportieren. Vergesst den Mann endlich. Er ist alt und ein Fossil aus dem letzten Jahrhundert.
  8. …dass in der Öffentlichkeit mehr Themen diskutiert werden, in denen es um die Bedürfnisse der Menschen geht und nicht um die Bedürfnisse von Wirtschaftsvertreter:innen.
  9. …etwas weniger Tunnelblick, dafür ein breiterer Blick über die Grenzen hinaus. Wir sind Teil Europas und Europa ist Teil der Welt.
  10. …dass auch Menschen ohne Schweizer Pass bei politischen Fragen abstimmen und wählen dürfen.
  11. …dass Nachrichtensprecher im Fernsehen keine Krawatte mehr tragen. Wir leben im 21. Jahrhundert, da macht eine Krawatte keinen Eindruck und Anschein von Seriosität mehr. Ihr seid keine steifen Banker, ihr seit News-Anchor. Es ist die Auswahl der Themen und deren Informationsgehalt, sowie die Relevanz und eure Sachkenntnis, die euch Glaubwürdigkeit verleihen.
  12. …mehr Partizipation von Anwohnerinnen und Anwohnern bei Bauprojekten im Bereich Städteplanung und Quartierplanung
  13. …eine Ende von Kriegsgüterexporten ins Ausland sowie die Abschaffung der Armee in der Schweiz. Die Milliarden, die für die Armee jährlich ausgegeben werden, können sinnvoller in Humanprojekte und das Bildungssystem investiert werden.
  14. …dass sich die Schweiz endlich als Grossstadt mit acht Millionen Einwohnern versteht und nicht mehr als «kleines Land» . Die schweiz ist eine Grossstadt und dafür braucht es ein breiteres Angebot des öffentlichen Verkehrs. Dazu gehört beispielsweise ein Nachtnetz sowie regelmässige S-Bahnverbindungen in den Agglomerationen rund um die Uhr.
  15. …eine Schweiz, in der es eine Selbstverständlichkeit ist, dass ein Vater nach der Geburt seines Kindes ein paar Wochen nicht zur Arbeit gehen muss.
  16. …dass die Schweiz den motorisierten Verkehr aus den Städten verbannt und zwischen den Städten begrenzt. Das Auto ist eine Errungenschaft des 20. Jahrhunderts. «Aufwachen!» Wir leben übrigens seit 20 Jahren im 21. Jahrhundert.
  17. …kostenlosen ÖV im Regionalverkehr, schweizweit.
  18. …dass die Schweiz ernsthaft über ein Grundeinkommen und die Besteuerung von vermögenden Menschen diskutiert. Die Schweiz könnte mit solchen Umverteilungsprojekten weltweit eine Führungsrolle übernehmen. Jemand muss endlich den ersten Schritt in eine neue Richtung wagen. Warum nicht die Schweiz?
  19. …dass Medien aufhören, ständig zu titeln, «die SVP will…» Die wollen immer irgend etwas. Das gehört zum Geschäftsmodell von populistischer Politik. Es gibt aber keinen Grund, immer wieder darauf reinzufallen.
  20. …dass Journalist:innen sich mehr mit den gesellschaftlichen Herausforderungen, Veränderungsprozessen und Zukunftsfragen beschäftigen, als lediglich den Status Quo zu kommentieren.
  21. …dass es in der Schweiz bei wichtigen Zeitungen keine sexistischen Chefredaktoren mehr gibt, die Frauen an den Pranger stellen und einem korrupten und rechtsextremen US-Präsidenten in den Anus kriechen.
  22. …dass es in allen Regionen und Städten genügend bezahlbaren Wohnraum gibt.
  23. …dass alle SVP-Initiativen an der Urne abgelehnt werden. Wir leben im 21. Jahrhundert. Es ist reine Zeitverschwendung, ständig über rückwärtsgewandte und rassistische Ideen einer Partei, die ideologisch noch im 19. Jahrhundert steckt, zu diskutieren.
  24. …weniger Nationalismus und dass Schweizerinnen und Schweizer generell etwas vom hohen Ross herunterkommen. Wir sind nicht besser als die anderen.
  25. …eine U-Bahn von St. Gallen über Zürich, Bern bis nach Genf.

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