Weitere vier Jahre Polarisierung unter Trump wären fatal

Proteste gegen die Wahl von Donald Trump im November 2016 in New York City. Sollte er auch 2020 wieder gewählt werden, die Proteste dürften noch grösser ausfallen. Bei einer Niederlage dürfte es hingegen zu massiven Ausschreitungen durch rechte und rechtsextreme Trump-Anhängern kommen. Foto: phb
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Gewinnt heute Nacht Donald Donald Trump erneut die Wahl, wird die gesellschaftliche Polarisierung in den kommenden vier Jahren nochmals massiv zunehmen. Das wäre nicht nur eine schlechte Entwicklung für die USA, sondern für die gesamte Welt. Das binäre Denken zwischen Gut und Böse oder zwischen Freund und Feind ist in einer zunehmend komplexen Welt nicht hilfreich. Weder in der Politik noch bei der Lösung globaler Probleme wie der Klimaerwärmung. Verschärft wird die Spaltung dadurch, dass die weltweiten Gesellschaften keinen gemeinsamen Plan haben, wie die Zukunft aussehen soll.

Fakten, Beweise oder Argumente zählen nichts bei Menschen wie Donald Trump. Leute wie Trump schustern sich die Welt so zusammen, wie sie ihnen grad passt. Wenn Fakten nicht ins Bild passen, wird bewusst gelogen und es werden «alternative Fakten» geschaffen.

Die Politik von Trump besteht neben Lügen und Fake News vorallem aus Spaltung und Hass. Hass gegen Afroamerikaner und andere dunkelhäutige Menschen, Hass gegen Demokraten, Hass gegen Immigranten und Homosexuelle sowie generell Hass gegen Menschen die nicht dem weissen Mainstream entsprechen. Dazu kommt eine extreme Wissenschaftsfeindlichkeit, das Leugen der menschengemachten Klimaerwärmung, sowie ein rassistisches Bewusstsein, wonach Menschen mit weisser Hautfarbe genetisch und intellektuell höher gestellt sind.

Die Art und Weise wie Trump politisiert – oder besser polarisiert – hat in den vergangenen Jahren nicht nur in den USA, sondern weltweit zu mehr Chaos geführt. Trump hat die politische Kultur von Konsenz, Respekt und die Suche nach dem besseren Argument völlig ausser Kraft gesetzt. Es ist nicht so, dass vor Trump die politische Kultur eine heile Welt gewesen wäre. Im Gegenteil.

Polarisierung und Spaltung gibt es – gerade in den USA mit ihrem Zweiparteiensystem – natürlich seit Jahren. Wäre vor Trump alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen, Trump wäre gar nicht erst möglich gewesen. Trump war nur die logische Folge der polarisierenden Entwicklung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Dennoch hat sich seit der Wahl Trumps 2016 der politische Ton massiv verschlechtert.

Sollte er heute Nacht nochmals für vier Jahre gewählt werden, wäre das ein schlechtes Zeichen. Der politische Ton dürfte sich nochmals massiv verschärfen und die Spaltung ein neues tiefes Level erreichen. In seiner zweiten Amtszeit wäre er völlig frei und nicht mehr seinen Wählern verpflichtet. Dies würde ihm Freiraum geben, seine spalterische und hasserfüllte Rhetorik zu intensivieren. Ausserdem könnte er (angefangene) politische Projekte weiter und zu ende führen. Die amerikanische Demokratie und die Institutionen würden weiter massiv beschädigt. Die USA wären 2024 wohl nicht mehr wiederzuerkennen.

Gleichzeitig düfte sich bei einer Wiederwahl auch in Europa der Ton verschärfen. Rechtspopulistische sowie rechtsextreme Parteien und Bewegungen erhielten weiteren Aufwind. Rechte Bewegungen würden sich bestärkt und bestätigt sehen, dass ihre Politik die richtige sei.

Negativ wäre seine Wiederwahl aber nicht nur für die politische Kultur, sondern auch für die globalen Herausforderugen, die dringend angegangen werden müssen. Klimaerwärmung, Artensterben, Dekarbonisierung, Umbau des Wirtschaftssystems oder auch die Suche nach Antworten auf soziale Probleme wie Armut oder Coronakrise. Alle diese Themen lässt Trump mehrheitlich links liegen oder streitet ihre Existenz ab.

Es sind alles Themen, die nur mit einem grossen und einflussreichen Staat wie den USA gemeinsam angegangen werden können. Die Uhr tickt: Um das 1.5 Grad-Ziel für die Treibhausgas-Begrenzung zu erreichen, braucht es jetzt globales Handeln. Mit Trump als Präsident dürfte dies sehr schwierig werden. Ausserdem treten die USA morgen ofiziell aus dem Pariser Klima-Abkommen aus.

Unsere Welt ist – nicht erst seit Trump, aber seit Trump beschleunigt – ständigem Stress ausgesetzt. Technologien wie AI und soziale Medien haben das Tempo zusätzlich beschleunigt. Unter Trump würde sich die polarisierende Entwicklung wie gesagt, nochmals verschärfen. Das ist genau das, was wir als globale Gesellschaft jetzt nicht brauchen können. Wir müssen genau wegkommen vom binären Denken, das die Welt in Gut und Böse oder in Feind und Freund teilt und unterscheidet.

Um die grossen Herausforderungen zu meistern, brauchen wir mehr Solidarität und ein globales Empfinden einer Weltgesellschaft. Wir Menschen müssen begreifen, dass wir alle auf dem selben Raumschiff sind. Dem Raumschiff Erde. Wir brauchen weniger Nationalismus, dafür mehr globales Gemeinschaftsdenken. Die Welt ist hyperkomplex. Um diese Komplexität zu reduzieren, müssen wir uns als Einheit begreifen. Also genau das Gegenteil von Spaltung und Teilung, wie sie Trump propagiert.

Aber auch ohne Trump müssen wir uns den globalen Problemen bewusst werden. Und wir brauchen dringend eine gemeinsame Vorstellung, wie unsere Welt in den kommenden Jahren überhaupt aussehen soll. Erst wenn wir die Erde als gemeinsamen Lebensraum aller Menschen begreifen, können wir auch darüber diskutieren, wie dieser Lebensraum aussehen soll. Mit auf Nationalismus und Abschottung – «America first» – fokussierten Präsidenten wie Trump gelingt diese Transformation nicht.

Natürlich wird bei seiner Abwahl nicht auf einmal alles besser. Joe Biden kann zu Beginn seiner Amtszeit lediglich versuchen, den politischen Dialog mit den Amerikanerinnen und Amerikanern zu normalisieren und internationale Beziehungen zu stärken, sowie das Vetrauen wieder zurück gewinnen. Auch wenn Biden nicht der Traum-Kandidat ist, würde er zumindest bestimmt wieder Ruhe in die politische Kultur bringen.

Es ist zu hoffen, das unter einem Präsidenten Biden auch wieder vermehrt die Menschen im Zentrum stehen und nicht mehr irgendwelche Twitter-Hasstiraden eines offensichtlich psychisch gestörten Selbstdarstellers.

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