EU: Drei Milliarden Bäume und Tausend Milliarden Euro für Umweltschutz

Die EU will in diesem Jahrzehnt bis zu drei Milliarden Bäume pflanzen, um die CO2-Emissionen zu senken. Reicht das? Bild: phb
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Der Verlust der Biodiversität ist die grosse Parallelkrise zur Klimaerwärmung: Das Artensterben schreitet in einem ungebremsten Tempo voran. Die EU-Kommission will morgen einen Plan vorlegen, um die Biodiversität zu schützen. Dafür sollen in den kommenden zehn Jahren drei Milliarden Bäume gepflanzt werden. Was nach viel aussieht, reicht aber nicht. Auch, weil bisherige Bestrebungen gar nicht erreicht wurden. – Philipp Bürkler

2010 war das internationale Jahr für Biodiversität. Die Aufmerksamkeit hat nicht viel gebracht. Das Artensterben und der Verlust der Biodiversität laufen ununterbrochen weiter. Laut einem UN-Biodiversitätsbericht beschleunigt sich das globale Tier- und Pflanzensterben sogar noch und ist jetzt schon «mehrere hundertmal grösser» als in den vergangenen zehn Millionen Jahren insgesamt.

Viele Tier- und Pflanzenarten sind von anderen Arten abhängig. Fällt eine Art weg, kommen auch die anderen Spezies ins Trudeln. Es wird eine Kettenreaktion ausgelöst, die irgendwann nicht mehr zu bremsen ist. Eines der grössten Probleme ist das Bienensterben. Fallen die Bienen weg, werden Pflanzen nicht mehr bestäubt, was für die Nahrungskette vieler Tierarten und auch den Menschen verherende Konsequenzen hat.

Imker in Europa haben nach Angaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit in den letzten 15 Jahren einen deutlichen Rückgang der Bienenvölker beklagt.

Neben der Klimaerwärmung, die durch steigende Temperaturen den Lebensraum zahlreicher Arten einschränkt, ist es vorallem auch die Landwirtschaft, die durch Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden die Vielfalt von Lebenwesen dezimiert. Immerhin hat die EU 2018 die Verwendung von Neonicotinoiden eingeschränkt, die nur noch in geschlossenen Gewächshäusern genutzt werden dürfen.

Nun möchte die Europäische Kommission morgen einen bereits für März angekündigten einen Plan vorlegen, um der schwindenden Biodiversität entgegen zu treten. Das unabhängige Portal für Entwicklungspolitik zur Internationalen Zusammenarbeit im deutschsprachigen Raum, hat die Pläne der EU-Kommission vorab veröffentlicht.

Gemäss der «Strategie 2030», sollen rund ein Drittel der Land- und Meeresflächen in der EU unter Schutz gestellt werden. Zurzeit sind 26 Prozent der Landmassen und 11 Prozent der Meeresflächen Schutzgebiete. Laut der Europäischen Kommission reichen die bisherigen Anstrengungen nicht aus, um die Artenvielfalt zu erhalten.

Umstritten in der Strategie ist die Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft. Die starke Argarlobby sieht durch eine Begrenzung oder ein Verbot von Pestiziden ihre Erträge in Gefahr. Wirksame Massnahmen gegen die Abnahme der Biodiversität müssten sich aber gerade über Profit- und Ertragsdenken hinwegsetzen, um wirklich etwas zu bewirken. Alles andere bringt nichts.

Die Organisation für ökologische Ernährung und Landwirtschaft IFOAM dringt deshalb auf ehrgeizigere Ziele als der EU-Entwurf. Die Organisation fordert eine Reduzierung des Einsatzes synthetischer Pestizide um 80 Prozent bis 2030 und einen vollständigen Ausstieg bis 2035.

Neben der Ausweitung von Schutzgebieten und der Reduktion von giftigen Düngemitteln sollen in den kommenden zehn Jahren innerhalb der EU ausserdem drei Milliaren Bäume gepflanzt werden.

Eigentlich sollte die neue EU-Strategie bereits im März veröffentlicht werden, nun ist es erst morgen soweit. EU-Kommisionspräsientin Ursula von der Leyen hat in diesem Zusammenhang bereits im Dezember 2019 angekündigt, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen zu wollen.

Im sogenannten European Green Deal sollen bis 2027 mindestens eine Billion Euro, also tausend Milliarden Euro, in nachhaltige Investitionen getätigt werden. Neben Artenschutz, Bäumen und einer Ausweitung der Schutzflächen, sollen vor allem Investitionen in umweltfreundliche Technologien forciert werden. Vereinfacht gesagt: die Geldpolitik der EU soll in den kommenden Jahren klimafreundlicher werden und mehr Anreize schaffen, in klimaneutrale und umweltschonendere Projekte zu investieren.

Ob die Anstrengungen und das viele Geld ausreichen, um dem massiven Artensterben entschlossen zu begegnen, ist zweifelhaft. Solange nicht alle Mitgliedsstaaten zu mehr Umweltschutz verpflichtet werden und sich bewusst darüber werden, jetzt entschlossen zu handeln, bleibt die neue Strategie lediglich ein gut gemeinter Ideen-Pool. Es ist zu hoffen, dass hinter den Plänen von Ursula von der Leyen auch tatsächliche Absichten stehen.

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