Ökozid: Wir bringen die Umwelt um. Das muss strafbar sein

Auch die Alpen und andere abgelegene Orte sind immer mehr zugemüllt mit menschlichen Überresten und die Ökosysteme stehen auch dort kurz vor dem Kollaps. Bild: phb
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Wälder werden gerodet, Meere mit Plastik zugemüllt und leer gefischt. Die Natur wird regelrecht umgebracht. Konsequenzen hat das meistens für die Verursacher keine. Solche Verbrechen bezeichnet man auch als «Ökozid», also als Mord an der Umwelt. Internationale Juristinnen und Aktivisten wollen nun beim Strafgerichtshof in Den Haag den Ökozid gesetzlich verankern. Warum erst jetzt?

Wir wissen alle längst, dass wir unseren Planeten ausbeuten. Dennoch geht die Zerstörung der Ökosysteme unvermindert weiter. Schliesslich – so die weit verbreitete Meinung – muss die «Wirtschaft laufen» und die Umwelt dienst als Ressource und Selbstbedienungsladen. Die Natur gilt immer noch als ökonomische Ressource, die man zwecks Profit und Wirtschaftswachstum ausbeuten darf.

Dabei müsste Umweltzerstörung längstens juristisch strenger geahndet und die Verursacher zur Rechenschaft gezogen werden. Während es uns als selbstverständlich erscheint, dass jemand zur Rechenschaft gezogen wird, wenn er einen Menschen tötet, so scheinen hingegen Täter, welche die Umwelt töten, noch immer straffrei davonzukommen. Um das Bewusstsein auf diese Umweltverbrechen zu schärfen, setzt sich immer mehr der Begriff Ökozid durch, also Mord an der Umwelt.

Erstmals möchte nun eine Gruppe von internationalen Juristinnen und Juristen sowie Aktivisten beim Internationalen Strafgericht im niederländischen Den Haag einen Gesetzesentwurf einreichen, der Ökozid als Strafhandlung beurteilt. Sogenannte Umweltmörderinnen und -mörder sollen sich künftig vor einem Gericht verantworten müssen, so die Idee.

Wir kennen Menschenrechte und haben eine Strafordnung für Verbrechen gegen andere Menschen. Was fehlt ist ein Gesetz, das auch Verbrechen gegen die Ökosysteme unter Strafe stellt. Die Natur ist schliesslich der Lebensraum von uns Menschen und deshalb unantastbar. 

Die Gruppe «Stopp Ökozid» ist nicht alleine mit ihrer Forderung. Auch das europäische Parlament sowie verschiedene europäische Regierungen unterstützen die Initiative. Bis im Sommer soll der Gesetzesentwurf von führenden Juristinnen und Juristen ausgearbeitet sein und dem Gericht in Den Haag vorgelegt werden.

Dennoch: Kommt die Idee für ein solches Gesetz nicht etwas spät? Schliesslich wissen wir seit Jahren, ja Jahrzehnten, dass der Menschen die Ökosysteme zugunsten von Wirtschaftswachstum und materiellem Wohlstand opfert. Der Resetter bringt täglich Artikel zu den Themen der Umweltzerstörung, während grössere und etablierte Medien nach wie vor schweigen oder gelegentlich und hin und wieder mal über den «sogenannten Klimawandel« berichten. Wirtschaftsthemen, Sportresultate, banale Alltagsthemen sowie das Narrativ von Wachstum dominieren leider den medialen Diskurs, während die Augen vor der ablaufenden Katastrophe verschlossen werden.

Der Ökozid ist Realität und die Fakten erdrückend. In den vergangenen 50 Jahren sind die Fischbestände in den grossen Flüssen auf der Erde um 76 Prozent zurückgegangen. Die Fischpopulationen im gleichen Zeitraum in Europa um 93 Prozent. Im Winter streuen Städte noch immer Millionen Tonnen Salz auf die Strassen, wenn es schneit. Täglich landen etwa 500 Frachtcontainer mit Plastik in den Meeren. Zwei Drittel aller freilebenden Wirbeltiere sind in den vergangenen 50 Jahren ausgestorben. Von den ursprünglichen globalen Feuchtgebieten sind noch etwa 13 Prozent vorhanden. Laut Uno sind mindestens eine Milliarde Tier- und Pflanzenarten bedroht. 

Und was machen die Menschen? Sie freuen sich, dass nun endlich die Shopping Center wieder noch vor Ende der Corona-Pandemie wieder offen sind und sich die Wirtschaft möglichst rasch «erholt». Soll doch der Planet sterben, hauptsache die Wirtschaft lebt. 

Es ist zu hoffen, dass dieses Gesetz im Sommer so rasch wie möglich umgesetzt wird. Gleichzeitig müssen wir auch das Wirtschaftssystem möglichst schnell in einer zirkuläre Form verändern. Wenn wir es nicht schaffen, unseren Konsum drastisch zu reduzieren, sowie die soziale Ungleichheit zu beseitigen, werden wir auch das Klima- und Umweltproblem nicht lösen können. Das erfordert auch grundsätzlich eine neue Art, wie wir Menschen miteinander umgehen und wie wir die Natur und die Umwelt betrachten.

Und wir sollten uns endlich klar darüber werden, dass wir die Umwelt nicht nur stark «belasten», sondern tatsächlich umbringen und Ökozid begehen.

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