UN-Biodiversity: Eine Million Arten sind bedroht. Auch der Mensch?

Die Artenvielfalt ist gross, selbt in kargen Gegenden wie den Schweizer Alpen. Foto: phb
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In New York City findet derzeit der UN-Gipfel zur biologischen Vielfalt statt. Der Verlust der Artenvielfalt ist alarmierend. Der Schutz der Artenvielfalt ist deshalb von höchster Bedeutung, vielleicht sogar noch dringender als die Lösung des Klimaproblems. Können wir die Arten nicht schützen, gibt es wohl auch für uns Menschen keine Zukunft mehr auf der Erde. Die Welt-Leader in New York sollten aufhören mit Lippenbekenntnissen, sondern endlich handeln.

Das letzte grosse Massensterben ist rund 66 Millionen Jahre her. Es war die Zeit am Ende der Kreidezeit und am Übergang zum Paläogen. Ein etwa 15 Kilometer breiter Asteroid aus dem All prallte damals vor der heutigen Halbinsel Yukatan ins Meer und löschte neben den Dinosauriern unzählige weitere Tier- und Pflanzenarten aus.

Nach dem sich die Erde nun 66 Millionen Jahre von diesem Einschlag erholen und die uns bekannte Tier- und Pflanzenwelt hervorbringen konnte, sind es nun wir Menschen, die für das nächste – das Sechste – grosse Massensterben sorgen.

Der jüngste Bericht des UN Global Biodiversity Outlook warnt davor, dass «die biologische Vielfalt in einem noch nie dagewesenen Ausmass abnimmt» und dass die Regierungen keines der Aichi-Biodiversitätsziele von 2010 zum Schutz der Ökosysteme und zur Förderung der Nachhaltigkeit erreicht haben. Genau das ist das Problem. An Konferenzen werden stets Ziele und Vereinbarungen getroffen, welche dann aber nicht eingehalten werden. So wie bei den Menschenrechten der Uno, die seit 75 Jahren auf dem Papier stehen, aber noch heute nicht stringent von allen Staaten eingehalten werden.

Endlich handeln wäre wichtiger als leere Versprechen: Die Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga zum Verlust der Artenvielfalt an der UN-Konferenz in New York, 30. September 2020.

Seit Beginn der Industriealisierung im 18. Jahrhundert und der Entdeckung des Öls im 19. Jahrhundert arbeitet der Mensch tatkräftig daran, seinen Lebensraum zu zerstören. Wir verschmutzen die Meere mit Millionen Tonnen Plastik, brennen oder roden Wälder ab, überfischen die Meere, verseuchen die Böden mit industrieller Landwirtschaft oder stossen Milliarden Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre und erwärmen so das Klima.

Umweltzerstörung geschieht meist auf Kosten der Wirtschaft. Wir schürfen beispielsweise nach Rohöl, um damit die Wirtschaft in Gang zu halten. Oder wir brennen Wälder ab, um auf dem Boden lukrative Sojafelder anzupflanzen. Die Ausbeutung der Umwelt zugunsten der Wirtschaft hat vorallem eine Konsequenz: Der Verlust der Artenvielfalt.

Mehr als 80 Prozent aller Lebewesen auf der Erde leben in Wäldern. Dennoch werden weltweit Wälder abgebrannt und zerstört. Nicht nur im brasilianischen Regenwald, sondern auch in den USA fördert eine auf Wachstum programmierte Holzindustrie die Abholzung riesiger Waldflächen und damit die Zerstörung riesiger Lebensräume für Tierarten.

Obwohl in der Vergangenheit wenig Vereinbarungen und Ziele von Umweltkonferenzen eingehalten wurden, haben sich die 64 Staats- und Regierungschefs der Welt in New York das Versprechen gegeben, die Entwaldung zu reduzieren und den Verlust an biologischer Vielfalt bis 2030 umzukehren. Es wird endlich Zeit, dass Industrien, die Wälder abholzen und Lebensräume zerstören, klar gemacht wird, dass ihr Business keine Zukunft hat. Keine Zukunft haben darf. Genau deshalb ist in der Schweiz die Annahme der Konzernverantwortungsinitiative so wichtig.

Jedes Lebewesen – auch der Mensch – ist auf saubere Luft, sauberes Wasser und Nahrung von der biologischen Vielfalt abhängig. Laut WHO hat eine intakte Artenvielfalt auch einen grossen Einfluss auf die menschliche Gesundheit, die Medizin und die Ernährung.

Auch an Seen und Flüssen ist die Vielfalt von Lebewesen gigantisch. Wie hier am Ufer des Bodensees auf der Schweizer Seite. Foto phb

Gemäss einer aktuellen Studie sind auch zahlreiche Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, die Stoffe enthalten, die in der Medizin für uns Menschen Anwendung finden. Ausserdem ist die Natur als Ganzes auch Erholungsraum für die Psyche der Menschen.

Ausserdem kann der Schutz der biologischen Vielfalt dazu beitragen, die Klimakrise durch Ökosysteme wie Wälder, Torfmoore und Ozeane, die eine wichtige Rolle bei der Absorption von Treibhausgasemissionen spielen, zu verringern. Grünflächen, grüne Städte und Wälder sind CO2-Sauger/Kohlenstoffsenken.

Laut dem IPBES-Bericht der UNO zur globalen Bewertung der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen im Jahr 2019, sind etwa eine Million Arten infolge menschlicher Aktivitäten vom Aussterben bedroht. Und das Aussterben beschleunigt sich zunehmend, wenn wir jetzt nicht handeln.

Ebenso alarmierend sind die Warnungen, dass eine weitere Entwaldung die Wahrscheinlichkeit künftiger Pandemien erhöht, da die Zerstörung von Lebensräumen und Wildtieren das Risiko der Übertragung von Viren von Tieren auf Menschen erhöht.

Der Verlust der Arten wird zunehmend zu einem ernsthaften Problem. Verlieren wir die Arten, verlieren wir letztendlich auch den Lebensraum für uns Menschen. Ein bekanntes Beispiel ist der Rückgang der Bienen. Gibt es weniger/keine Bienen, werden auch keine Pflanzen mehr bestäubt. Dies hätte massive Auswirkungen auf unsere Ernährung.

Die Lösung der Klimakrise – oder besser die Milderung der Klimakrise – ist die wohl grösste Herausforderung unserer Zeit. Nicht weniger wichtig – vielleicht sogar noch wichtiger – ist aber die Lösung des Artenverlusts. Wenn wir es nicht schaffen, den Biodiversitätsverlust zu stoppen, könnte das auch die Existenz von uns Menschen in Frage stellen. Und zwar schon schneller als uns lieb ist.

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