Circular Fashion: Wir müssen unsere Kleider länger tragen

Billig und ständig das Neuste im Regal. H&M ist nur eines von unzähligen Unternehmen, welches Kleidung verkauft, die schädlich für Mensch und Umwelt ist. Foro: Wikimedia
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Die Schnelllebigkeit von Modetrends ist massgeblich an globalen Umweltschäden und der Klimaerwärmung beteiligt. Trotz Versprechen nachhaltiger zu produzieren, ist die Branche aber noch weit davon entfernt, klimaneutral zu arbeiten. Nur gerade drei Modemarken in Europa produzieren nachhaltig und umweltbewusst. Das zeigt der neuste Circular Fashion Index.

Die Modeindustrie weiss, wie sie den Konsument:innen das Geld aus der Tasche zieht. Alleine 2019 haben Menschen in europäischen Ländern 225.9 Milliarden Euro für Mode ausgegeben, den Grossteil davon für Fast-Fashion-Marken. Im Wochenrhythmus stehen bei grossen Modehäusern wie H&M oder Zara neue Kollektionen in den Regalen. Was heute angesagt ist, ist morgen auch schon wieder out.

Viele Kleidungsstücke werden nur wenige male getragen, manche sogar nur ein einziges mal. Wenn überhaupt. Die Verfügbarkeit von Mode und ihr niedriger Preis hat sie zu einem täglichen Konsumgut werden lassen, so wie eine Tageslinse für die Augen. Aber die «Modetrends» und die tiefen Kosten haben ihren Preis für die Umwelt und das Klima.

Die Produktion von Kleidung verursacht weltweit jedes Jahr – je nach Quelle – 1.2 bis 1.7 Milliarden Tonnen CO2. Das ist mehr als die Luft- und Schifffahrt zusammen und entspricht etwa drei bis fünf Prozent aller Treibhausgase weltweit, die in einem Jahr ausgestossen werden.

Massiv ist auch der Wasserverbrauch: Rund elf Prozent des gesamten in der Industrie verwendeten Frischwassers fliesst in die Fabriken der Modeindustrie. Hinzu kommen Öl und giftige Chemikalien, die beim Herstellungsprozess anfallen.

Immerhin beginnt die Branche langsam aber sicher umzudenken. Adidas hat seine Emissionen zwischen 2012 und 2018 um zwölf Prozent reduziert. Bei Gucci, Saint Laurent und Balenciaga waren es sogar mehr als 35 Prozent. Das ist gut und begrüssenswet. Jetzt kommt das grosse Aber…

Obwohl einige Modefirmen ihre Treibhausgase reduziert haben, wächst der Anteil von CO2 insgesamt bis 2030 um mehr als 60 Prozent. Weil die Weltbevölkerung wächst auf etwa 8.5 Milliarden Menschen bis 2030 und Menschen auch in südlichen Ländern oder China immer mehr verdienen, steigt gleichzeitig der globale Konsum von Kleidung. Die bisherigen Massnahmen werden die Treibhausgase verlangsamen, aber nicht stoppen.

Damit die Modeindustrie der Umwelt und dem Klima keinen Schadenmehr zufügt, muss die Industrie weniger Kleider produzieren. Gleichzeitig muss sie dafür sorgen, dass sie ihre Kleidung länger haltbar macht. Kleidungsstücke müssen also länger im «Kreislauf» – in Zirkulation – bleiben.

Die deutsche Unternehmensberatungsfirma Kearney hat 100 europäische Modemarken auf ihre Nachhaltigkeit untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass von den 100 Marken nur drei – Patagonia, The North Face und Levi’s – explizit darauf hinweisen und offen kommunizieren, dass ihre Produkte länger halten sollen. Nur diese drei marken fordern ihre Kund:innen auf, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen der kauf eines weiteren Kleidungsstückes auf die Umwelt hat.

Drei von 100 ist nicht wirklich viel. Dabei gäbe es bereits heute Ansätze, die dem zirkulären Modell – also der «Circular Fashion» entsprechen würden. Neben dem Primärmarkt mit seinen neuen Kleidern, hat sich in den Metropolen der Welt längst ein Sekundärmarkt entwickelt, in dem in Geschäften explizit Secondhand-Kleider verkauft werden.

Ein weiterer Ansatz ist es, aus alten gebrauchten Kleidern wieder neue zu machen. Mode als eine Art Remix-Kultur, der sich vor allem junge Modedesigner:innen verschrieben haben. Gleichzeitig muss die Branche erkennen, dass sie auch mit Recycling und einer zirkulären Wirtschaftsweise Geld verdienen kann.

Sollten nicht nur Patagonia, The North Face und Levi’s, sondern auch alle anderen 97 europäischen Marken ihre Produktionsweise nachhaltiger gestalten, könnten bis 2030 in Europa bis zu 49 Prozent an Treibhausgasen eingespart werden. Das würde etwa der anderthalbfachen Treibhausgasemission der Schweiz entsprechen bis 2030.

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