Elektroautos sind gut, weniger Autos sind besser

Umso grösser, desto besser: Ein Truck in einem Einfamilienhausquartier als Statussymbol. Foto: phb
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Oft wird so getan, als ob Elektroautos alle Probleme lösen werden. Sobald alle Autos mit Batterie betrieben seien, so das Versprechen, werde sich das Klimaproblem fast von alleine lösen und die Menschheit ein neues Zeitalter der Mobilität und Unabhängigkeit erreichen.

Klar, wenn es praktisch keine Autos mehr gibt, die mit Benzin betrieben werden, dürfte der CO2-Ausstoss sinken. Zumindest um 20 Prozent. So hoch ist durchschnittlich der Ausstoss von Treibhausgasen durch den Strassenverkehr weltweit. 

Ein Auto ohne Abgase ist aber nicht per se umweltfreundlich. Die Herstellung und die anschliessende Entsorgung der Batterien kann sehr umweltschädlich sein. Elektroautos werden mit Batterien betrieben, die jenen in einem Smartphone ähneln. Es sind Akkus mit Lithium-Ionen-Zellen und Lithium-Polymer-Zellen. In jeder Batterie steckt also Lithium. Das ist eine seltene Erde, die vorwiegend in trockenen Erdregionen abgebaut wird. Weltweit werden jährlich zwischen 40.000 und 50.000 Tonnen Lithium abgebaut, meist von schlecht bezahlten Arbeiter:innen, die ihre Gesundheit riskieren. Um das Lithium aus dem Boden zu holen, wird Salzwasser an die Oberfläche gepumpt. Das führt zusätzlich zu einer Versalzung der Böden und somit zu einer Erosion.

Elektroautos verschärfen die Umweltprobleme aber auch aus anderen Gründen. Durch die sogenannte «Sharing Economy», bei der immer mehr Menschen zwar auf ein eigenes Auto verzichten, dafür aber eines mieten, führt dazu, dass nun auch Menschen mit einem Auto fahren, die sich vorher keines haben leisten können oder wollen. Wer früher ein Auto gelegentlich von einem Verwandten geliehen hatte, mietet sich nun viel öfter ein Auto von einem Sharing-Anbieter.

Ob Sharing oder nicht, noch immer kaufen sich Millionen Menschen weltweit jedes Jahr ein neues Auto. Die Neuzulassungen weltweit steigen nach wie vor an. Obwohl die Neuzulassungen 2020 aufgrund der Pandemie mit rund 64 Prozent etwas stagniert haben, steigen sie nun wieder an. 2021 um 71 Prozent und laut Prognose im kommenden Jahr um mehr als 74 Prozent. Selbst wenn der Anteil an Elektrofahrzeugen parallel zu den Neuzulassungen von Benzinmodellen steigt, führen Neuzulassungen zu einem weiteren Problem. Sie überlasten die Infrastrukturen immer mehr und nehmen in Städten zu viel Raum ein. Weltweit fahren etwa 1.5 Milliarden Autos auf den Strassen herum. Bis 2030 dürften es zwei Milliarden sein.

Solange der Wunsch nach einem eigenen Auto bei vielen Menschen noch immer so gross ist und unsere gesamte Kultur und Infrastruktur auf das Automobil ausgerichtet ist, dürften sich die Umweltprobleme und die Überlastung der Städte nicht so schnell lösen. Solange ein grosses Parkplatzfeld für Gemeinden und Städte bei Baugesuchen von Supermärkten und Shopping-Zentren noch immer eine Selbstverständlichkeit sind, wird sich am Umwelt- und Überlastungsproblem von Städten nicht so rasch etwass ändern.

Ein Auto bedeute individuelle Freiheit, war und ist auch heute noch ein Slogan, mit dem Autofahrer und die Autolobby sich ihren Spass schönreden. Klar, mit dem Auto ist man unabhängig und kann sich das Lesen von Fahrplänen des öffentlichen Verkehrs sparen. Gleichzeitig kann es nicht sein, dass Automobilfirmen wie Tesla in Berlin der rote Teppich ausgebreitet wird, nur weil solche Firmen angeblich das Klimaproblem lösen und einige Arbeitsplätze schaffen würden. Elektroautos werden unweigerlich zu mehr Verkehr auf den Strassen führen, nur weil sie weniger CO2 ausstossen, ist das kein Argument für elektrisch betriebene Fahrzeuge. Das Ziel muss sein, die Menschen zu motivieren, weniger Auto zu fahren und auch weniger ein Auto zu besitzen. Die Menschen müssen Mobilität neu denken und auch die Vorstellung von individueller Freiheit überdenken.

Dafür braucht es neue Ansätze, wie wir unsere Städte organisieren und keine Pläne, wie gross der nächste Parkplatz vor einem Supermarkt sein könnte.

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