Verkehrswende: Wann kommt die Abwrack-Prämie auf Velos?

Geld vom Staat für ein neues Fahrrad? Damit könnte nicht nur die Verkehrswende eingeläutet, sondern auch die Sicherheit erhöht werden, Neue Räder sicherer sind als alte Drahtesel. Bild: phb
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Anstatt Geld in den öffentlichen Verkehr zu investieren, reagiert die deutsche Regierung auf die Coronakrise mit Abwrack-Prämien für alte Autos. Das in einer Zeit, in der wir uns eigentlich vom Automobil verabschieden müssen. Warum nicht den Menschen einen neuen Computer kaufen, oder noch besser: ein neues Fahrrad. Wann kommt die Abwrack-Prämie auf Velos? Die Schweiz könnte mit einer «Velo-Offensive 2030» einen echten Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft gehen. Ein konstruktiver Vorschlag in die Debatte einer echten Verkehrswende.

In den USA hat Donald Trump aufgrund der Coronakrise jedem Bürger und jeder Bürgerin einen Check über 1’200 Dollar ausgesetellt. Natürlich mit seiner Unterschrift drauf. Die Menschen sollen schliesslich wissen, welch «grosses Herz» Trump für seine Mitbürger hat. Tatsächlich hofft Trump natürlich, dass ihn die Menschen durch dieses Geschenk mehr lieben werden und ihn im Herbst wiederwählen.

Der Wirtschaftsverband economisuisse beispielsweise hält nichts von der Idee, sogenanntes «Helikoptergeld», wie in den USA, auch in der Schweiz direkt an die Menschen zu verteilen, um den Konsum anzuregen und die Wirtschaft am Laufen zu halten.

Im Gegensatz zu den USA, sei in der Schweiz die Sparquote zu hoch. Die Leute würden deshaslb das geschenkte Geld auf ihr Sparkonto ihrer Bank bringen. Ausserdem befürchtet der Verband, dass das Geld – wenn es denn ausgegeben würde – vor allem in «importierte Produkte, die kaum Wertschöpfung in der Schweiz generieren», investiert würden.

Abwrack-Prämie auf Velo

Es muss ja nicht unbedingt Bargeld sein. Wie wäre es mit einer Abwrak-Prämie? Beispielsweise auf einen Computer. Damit könnte die Digitalisierung beschleunigt werden. Viele Menschen können sich keinen neuen Computer oder ein neues Smartphone leisten, auf dem die Corona-App problemlos installiert werden kann.

Ganz schlecht – auch hinsichtlich der Klimaerwärmung – sind Abwrack-Prämien auf Autos, so wie sie in Deutschland derzeit ausbezahlt werden, um die eigene Automobilindustrie zu unterstützen.

Fahrrad-Schilder sollten im öffentlichen Raum so gewöhnlich sein, wie es heute Verkehrsschilder für Autos sind. Bild: phb

Warum also nicht eine Prämie auf Velos? Im Gegensatz zu Autos stinken sie nicht und sind CO2-neutral, weshalb alte Velos sogar nicht einmal alle verschrottet werden müssten. Die Leute könnten sich ein Zweitrad oder ein neues Erstrad kaufen mit dem staatlichen Geld. Es wäre also nicht nur eine Abwrack-, sondern eine Verkehrs-Prämie, Gesundheits-Prämie oder wie man sie auch immer nennen möchte.

Unkomplizierter Antrag

Bürgerinnen und Bürger müssten dafür lediglich einen Online-Antrag stellen. Je nach Einkommen könnte die Höhe des gesprochenen Beitrags berechnet werden. 500 Franken für höhere Einkommen, 1000 Franken für mittlere Einkommen und beispielsweise 1’500 bis 2’000 Franken für Menschen mit geringem Einkommen. Einzige Bedingung: das Geld (oder der Gutschein) muss für ein Fahrrad ausgegeben werden.

Wenn sich mehr Menschen ein neues – oder vielleicht sogar ihr erstes Velo überhaupt in ihrem Leben kaufen würden – wären auf den Strassen mehr Fahrräder unterwegs. Das hätte positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und würde gleichzeitig die Verkehrswende ziemlich voranbringen.

Während Deutschland mit seiner Abwrack-Prämie die eigene Automobil-Branche ankurbelt, könnten in der Schweiz mit der Massnahme die Velohersteller und Importeure unterstützt werden. Da hätte sogar economiesuisse Freude, weil das Geld in der Schweiz bleibt. Laut Velosuisse, dem Verband der Hersteller und Importeure, gibt es in der Schweiz immerhin rund 120 Unternehmen im Bereich Produktion und Import.

Das Velo erlebt seit Corona einen regelrechten Boom. Auch im Ausland. In verschiedensten europäischen Städten wie Mailand und Berlin werden derzeit neue Radwege gestaltet. Nur in der Schweiz wird diese Entwicklung verschlafen.

Mit einer Velo-Prämie müsste gleichzeitig zwingend auch die Infrastruktur auf den Strassen ausgebaut werden. Mit einem Infrastruktur-Programm «Velo 2030» könnten solche Projekte wie der Ausbau des Radnetzes durch neue Fahrradwege, öffentliche Velo-Pumpstationen, neue Fahrradverleih-Systeme in Innenstädten sowie generell sichere Strassen für den Langsamverkehr vorangetrieben werden.

Eine solche Offensive würde eine wirkliche Verkehrswende einläuten. Eine Wende, hin zu einer ökologischeren Stadt, die nicht nur auf Elektrofahrzeuge, sondern vorallem auf den Langsamverkehr – Velo und Fussgänger – fokussiert. Neue Fahrräder auf den Strassen würden zudem die Sicherheit der Menschen erhöhen, weil ein neues Fahrrad tendenziell sicherer ist, als ein alter Drahtesel mit kaputten Bremsen und brüchigen Reifen.

Fahrrad-Highways in Städten und zwischen den Städten

Innovativ wären beispielsweise auch Fahrrad-Highways, auf denen es zwei Spuren gibt. Eine für langsamere Fahrradfahrer und Fussgängerinnen und eine weitere Spur für schnelle und geübtere Velofahrerinnen.

In den USA wurde bereits im Jahr 1900 der erste Bike-Highway gebaut. Im 21. Jahrhundert gehören vor allem die Niederlanden und Belgien zu den progressivsten Ländern, die bereits Velo-Schnellstrassen kennen.

Fahrrad-Schnellstrasse von Hattem nach Zwolle in den Niederlanden.

In Korea wurde 2016 zwischen Daejeon und Sejongein ein Highway für Radfahrer in der Mitte einer Autobahn eröffnet. Auf dem Dach der Velo-Schnellstrasse wurden zudem Solar-Panels installiert. Die Solarzellen produzieren nicht nur Strom, sondern schützen die Biker auch vor Sonneneinstrahlung.

Eine Rad-Schnellstrasse mit Solarpanels in der Mitte einer Autobahn führt in Korea von Daejeon nach Sejongein.

Wie toll wäre das, wenn man auch in der Schweiz von St. Gallen über Zürich, Bern bis Genf der Autobahn entlang mit einem Bike grössere Distanzen in relativ kurzer Zeit und mit hohem Temp überwinden könnte?

Mit einem guten Rad – gerade auch mit Elektro-Bikes – können im Vergleich zum motorisierten Stadtverkehr mit seinen elendigen Staus, teilweise gleich hohe Geschwindigkeiten von bis zu 35 oder sogar 45 kmh erreicht werden. Bike-Highways wären also punkto Geschwindigkeit eine zusätzliche Alternative zum Auto.

Auf den Vorschlag des Resetters nach einer Abwrack-Prämie für Velo heisst es bei Velosuisse auf Anfrage: Die Idee sei gut, es komme auf die Politik drauf an, solche Ideen umzusetzen. Genau. Das wäre eine ernsthafte politische Ambition für eine ökologischere Zukunft der Schweiz.

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