Stadtplanung: Das Erkennen der planetaren Grenzen ist unabdingbar

Ein grosses Entwicklungspotenzial in den Städten des Ostens. Nicht nur im Fernen Osten, auch in europäischen östlichen Ländern. Im Bild die serbische Hauptstadt Belgrad, wo derzeit die gesamte Promenande der Donau neugestaltet wird. Foto: phb
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Nirgends ist Wandel so spürbar wie in Städten. Städte verändern sich ständig. Sie sind das Zentrum von Handel, Kommunikation und Kunst. Die grosse Herausforderung ist es, den Charakter von Städten zu bewahren, sie aber für die Zukunft nachhaltiger und ökologischer zu gestalten. 

Städte sind so alt wie die menschliche Kultur und Zivilisation. Städte sind der Ursprung der Menschheitsgeschichte. Seit mehr als 10.000 Jahren – seit dem Beginn der Neolithischen Revolution – sind sie das Zentrum menschlicher Innovation und technologischem Fortschritt. 

Gerade in Europa und Teilen Nordamerikas sind Städte, oder zumindest einzelne Stadtteile, Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte alt. Ihr Strassennetz oder die Anordnung von Gebäuden wurde zu einer Zeit geplant und gebaut, als es weder Autos noch das Internet gegeben hat.

Für solche Städte ist es herausfordernd, sich den neuen Bedingungen des 21. Jahrhunderts unter der Klimakrise anzupassen, weil sie nicht von heute auf morgen ihre Strukturen verändern können. In einer dicht bebauten Altstadt ist es beispielsweise schwierig, Bäume zu pflanzen, welche eigentlich eine kühlende Wirkung hätten in dem zunehmend heisseren sommern. Auf der anderen Seite verpassten es Städte und Gemeinden oft, ihre letzten noch vorhandenen Grünflächen nicht zu überbauen, sondern als Parks und Freiräume zu nutzen. 

Ganz anders sieht Stadtplanung seit einigen Jahren in Asien aus, wo derzeit – beispielsweise in China – Millionenstädte buchstäblich auf dem Reissbrett aus dem Boden gestampft werden. Diese Städte können von Grund auf nachhaltig geplant werden. Was nicht immer gelingt. Man kann darüber streiten, wie sinnvoll es ist, Wasser in die Wüste zu pumpen oder ganze Stadtviertel hochzuziehen, die anschliessend menschenleer bleiben.

Neben den historisch gewachsenen Städten in Europa und den Planstädten im Fernen Osten, wird mittlerweile noch eine dritte Art von Stadt zunehmend bedeutender. Es sind sogenannte informelle temporäre Städte, in denen Menschen auf Zeit leben. Meist unfreiwillig. Dazu zählen beispielsweise Flüchtlingslager oder improvisierte Siedlungen. Gemäss Schätzungen der Uno werden bis Mitte des Jahrhunderts rund eine Milliarde Menschen weltweit in informellen Städten leben.

Während europäische Städte möglichst mit Nachhaltigkeitsfragen und dem Umgang mit der Klimaerhitzung konfrontiert sind, stehen informelle Städte vor allem vor der Herausforderung, wie sie die Lebensqualität der Geflüchteten und Vertriebenen verbessern können. In informellen Städten kann dies bereits ein Anschluss ans saubere Trinkwasser sein, während in europäischen Städten primär die Verkehrsflächen zugunsten von Grünflächen ausgetauscht werden müssen. Menschen in informellen Städten leben auch weniger auf grossem Fuss wie die Menschen im reichen Norden. Nachhaltigkeit hat hier also ganz unterschiedliche Auswirkungen und Anforderungen.

Es ist eine grundlegend unterschiedliche Priorisierung bei der Planung von Städten. In asiatischen Planstädten gibt es noch einen weiteren Mangel, jener der Partizipation. Oft sind es Städte, die von autokratischen Regierungen entworfen werden, Mitsprache – geschweige denn Demokratie – gibt es nicht. Die Menschen sind oft lediglich Mittel zum Zweck für die Aufrechterhaltung der Regime. Mit der Planung einer neuen Stadt werden die Massen an Menschen buchstäblich «verwaltet» und unter Kontrolle gebracht, so wie das beispielsweise in China durch das Scoring-System und den unzähligen Überwachungskameras eindrücklich zu sehen ist.

Die Stadt der Zukunft braucht neben ökologischer Nachhaltigkeit vor allem auch Partizipation der Bevölkerung. Und vor allem auch Regierungen, die das Wohl der Menschen sowie die planetarischen Grenzen ins Zentrum ihrer Politik stellen. 

Gerade die Grenzen der Ressourcen scheinen auch in Ländern wie der Schweiz noch immer zu wenig im Zentrum des politischen Handelns zu stehen. Mit Blick auf die Uhr – die bis Ende dieses Jahrzehnts noch einen Möglichkeitsraum offen lässt, um den Anstieg der globalen Temperatur auf zwei Grad zu begrenzen – scheint ein Umdenken und Handeln in Richtung planetarer Grenzen dringender denn je.

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