Wie denken Menschen in 500 Jahren über uns? Wohl nicht so gut

Die Menschheit des 21. Jahrhunderts stösst unvermindert CO2 in die Atmosphäre, ohne dabei an sich selbst und zukünftige Generationen zu denken. Bild: phb
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Was werden künftige Generationen über uns Menschen des beginnnenden 21. Jahrhunderts denken? Werden sie uns als fortschrittlich und rational beurteilen, oder eher als dumm und ignorant? Immerhin schaffen wir es nicht einmal, um das Ökosystem für uns selbst zu schonen. Wie also wollen wir künftigen Generationen in mehreren Jahrhunderten ein intaktes Ökosystem hinterlassen?

Wir Menschen haben leider nicht die Fähigkeit, in langen Zeiträumen zu denken. 100 Jahre können wir uns gerade noch vorstellen. Tausend Jahre wird schon schwieriger. 10’000 oder 100’000 Jahre und alles was darüber hinausgeht, sprengt unsere Vorstellungskraft völlig.

Eine durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen von 83 Jahren in Westeuropa ist zu kurz im Verhältnis zum langen Zeitraum der gesamten modernen Menschheitsgeschichte. Genau das ist das Problem. Wir handeln in Zeiträumen, die nur für unsere und vielleicht die kommende Generation fassbar sind.

Nehmen wir beispielsweise die Atomenergie: Durch die Entdeckung der Kernspaltung war es möglich, das Energieproblem der Menschheit auf einen Schlag zu lösen. Zumindest scheinbar. Mit dem Bau der ersten Atomkraftwerke nach dem Zweiten Weltkrieg, schien eine unglaubliche Energie freigesetzt worden zu sein, die den zusätzlichen Strombedarf von Haushalten und Industrie abdecken und so wesentlich zum Wirtschaftswunder der 50er und 60er-Jahre beitrug.

An die langfristigen Folgen der damit einhergehenden hochradioaktiven Abfälle auf Umwelt und Ökosysteme, hat damals niemand gedacht. Kurzfristige Stromerzeugung und Energiegewinnung, um die Wirtschaft anzukurbeln, schienen lukrativer, als längerfristige Gedanken. Sogar im Jahr 2020 gibt es immer noch Leute, die Atomstrom für eine alternativlose und «umweltfreundliche» Technologie halten.

Das Atomkraftwerk Gösgen ist eines von fünf Kraftwerken in der Schweiz. Die Lagerung der verursachten atomaren Abfälle, ist bis heute nicht geklärt. Bild: phb

Bis heute ist weltweit nicht klar, wie und wo die atomaren Abfälle gelagert werden sollen. Wir sprechen von Langzeitlagerung von 300, 1’000 oder 10’000 Jahren. Manche Atomabfälle sind sogar bis zu einer Million Jahre giftig für die Umwelt. Was würden wir heute denken, wenn wir Atomabfälle finden würden von vergangenen Zivilisationen? Würden wie die Gefahr erkennen? Was würden denken?

Wie werden also zukünftige Generationen über uns denken, wenn wir ihnen solch giftig-leuchtenden Abfälle hinterlassen? Was sagen die Menschen im 24. Jahrhundert, in 1’000 Jahren oder in 10’000 Jahren über uns? Werden sie uns so sehen, wie wir uns selbst sehen, als «hochentwickelte» und «technologisierte» Zivilisation? Oder werden sie uns sogar als ignorante Idioten bezeichnen, die den Lebensraum der Erde nachhaltig zerstört haben?

Es gibt jedenfalls guten Grund zur Annahme, dass künftige Menschen nicht besonders von uns schwärmen werden. Hochgiftige atomare Abfälle sind nur ein Problem der Externalisierung und Verschiebung der Folgen unserer Gesellschaft in die Zukunft. Unsere Zivilisation hat noch weitere Praktiken, die aus künftiger Perspektive höchst fragwürdig und nicht nachvollziehbar sein werden. (Eigentlich sind sie es heute schon nicht.)

  • Irreversible Schäden an Klima und Ökosystemen
  • Fleischindustrie und ihre Massentierhaltung und Massenschlachtung
  • Weltweiter Hunger bei gleichzeitig steigendem Problem von Fettleibigkeit
  • Kriege, sowie Erfindung und Einsatz von Atombombe
  • Gefängnisse und Folter
  • Ökonomisches Denken in Wachstumsmustern, Kapitalismus
  • Konflikte und Hass auf andere Religionen und Nationalismus
  • Groteske Ungleichheit zwischen extremer Armut und extremem Reichtum
  • Mangelnde globale Kooperation in Politik, fehlen einer «Weltregierung»
  • Mangelndes Verständnis als globale Gesellschaft

Die Gräueltaten der Menschen im Mittelalter (Hexenverbrennungen, Foltermethoden etc.) sind aus heutiger Sicht grausam und nicht nachvollziehbar. Aber im Gegensatz zu uns, verfügten die Menschen damals nicht über wissenschaftliches Wissen, mit dem sie unerklärliche Phänomene der Natur oder besondere Verhaltensweisen von Menschen als psychische Störungen erklären konnten.

Die Menschen der Vergangenheit haben sich teilweise grausam gegenüber den Menschen ihrer eigenen Epoche verhalten. Aber wenigstens haben sie – abgesehen von grossflächiger Waldrodung – nicht das Ökosystem der Erde für künftige Generationen – also uns – nachhaltig zerstört.

Unser Umgang mit der Umwelt und dem dadurch ausgelösten Anstieg der Temperatur hat gravierende Auswirkungen auf das Leben auf der Erde für womöglich Zehntausende von Jahren. Wir wissen über die Konsequenzen bescheid, handeln aber nicht.

Das Urteil der Menschen in 500 oder 1’000 Jahren – wahrscheinlich schon in 50 oder 100 Jahren – über die «hochentwickelte Wissensgesellschaft» des frühen 21. Jahrhunderts, dürfte alleine schon aufgrund des «Nichthandelns trotz Wissen» ziemlich vernichtend ausfallen.

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