Reiche Menschen schaden dem Planeten mehr als arme

Reichtum ist schädlich für den Planeten und äussert sich meistens in Statussymbolen wie Privatjets oder Yachten, wie hier im Hafen von Ibiza. Bild: phb
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Reichtum und Wohlstand zerstören unseren Planeten. Reiche Menschen sind Haupttreiber für ökologische Krisen wie Klimaerwärmung oder Artensterben. Gleichzeitig möchte jeder gerne reich sein. Von dieser Vorstellung müssen wir uns verabschieden. 

Auf der Erde leben derzeit 7.8 Milliarden Menschen. 40 Millionen davon – oder 0.54 Prozent der Gesamtbevölkerung – gelten als superreich. Diese Menschen können sich mit ihrem Geld alles leisten. Und sie sind es, die unserem Planeten durch ihren Lebensstil und Konsum am stärksten schaden. Diese 40 Millionen Menschen sind alleine für 14 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich. 

Wenn wir von Reichtum und Luxus reden, meinen wir nicht nur superreiche Leute wie Jeff Bezos, Bill Gates, sowie irgendwelche Pop- und Hollywoodstars oder Hedgefonds-Manager, die sich mit ihrem Geld Liebe, schicke Autos, überteuerte Kunstwerke, grosszügige Immobilien, oder auch Statussymbole wie Luxusuhren, Yachten oder ganze Fussballclubs und Airlines kaufen können.

Reich im Verhältnis zu Entwicklungsländern sind auch wir im europäischen Norden. Schweizerinnen und Schweizer, aber auch Deutsche, Österreicher, Franzosen oder Schweden gehören mit ihrem Wohlstand zu den zehn Prozent reichsten Menschen der Welt. Wer im Jahr mehr als 13’000 Franken verdient, zählt zu diesen zehn Prozent und gehört damit zu einer Gruppe, die global für 25 bis 43 Prozent des CO2-Austosses verantwortlich ist.

Gleichzeitig leben vier Milliarden Menschen, die weniger als 13’000 Franken im Jahr zur Verfügung haben. Diese Menschen sind lediglich für zehn Prozent der Treibhausgase verantwortlich.

Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kürzlich in einer Studie unter dem Titel «Scientists’ warning on affluence» – «Wissenschaftler warnen vor Überfluss» festgestellt. Die Autoren Thomas Wiedman, Julia K. Steinberger, Manfred Lenzen und Lorenz Keysser von der ETH Zürich haben erstmals nachgewiesen, dass Reichtum und Wohlstand mit Umweltzerstörung und Klimaerwärmung direkt zusammenhängt.

Reichtum gilt als positiv, das ist falsch

Ein grundlegendes Problem sehen die Studien-Autor:innen vor allem in der Art und Weise, wie Reichtum und Wohlstand wahrgenommen werden. «In unserer Gesellschaft ist es immer noch erstrebenswert, reich und vermögend zu sein», erklärt ETH-Wissenschaftler und Mitautor der Studie, Lorenz Keysser. Das müsse sich ändern. «Wir brauchen einen Kultur- und Bewusstseinswandel, der weg geht von der Vorstellung, Reichtum sei etwas Gutes.» Tatsächlich gilt in der breiten Öffentlichkeit seit den 1950er-Jahren Reichtum als etwas Positives Und Erstrebenswertes.

Die Popkultur und die Medien sind voll mit Homestorys von reichen Menschen. Reiche Menschen werden zudem häufiger mit äusserlicher Schönheit in Verbindung gebracht. Oft wird von den «Reichen und Schönen» berichtet.

Ein Kulturwandel alleine reiche aber nicht, so Keysser. «Wir müssen vor allem anfangen, die Machtstrukturen von wohlhabenden Menschen zu hinterfragen.» Reiche Menschen konsumieren nicht nur viele Güter, was dem Planeten schadet, sie sorgen nämlich oft auch dafür, Machtstrukturen zu erhalten und die Politik zu beeinflussen. 

Warum haben einige Menschen die Möglichkeit, so enorm reich zu werden?

Neben einem Kulturwandel und dem Hinterfragen von Machtstrukturen sieht Keysser und seine Mitautor:innen auch zwingend politische Massnahmen. «Wir brauchen nicht nur ein Grundeinkommen, sondern müssen auch über Maximaleinkommen oder Vermögenssteuern sprechen». 

Es geht also auch im ethische Fragen: Ist es gerechtfertigt, dass jemand Milliarden verdient, während andere Menschen kaum ihr Essen bezahlen können? Wie viel Geld darf ein Mensch besitzen? Und warum bezahlen Leute wie beispielsweise Jeff Bezos (der reichste Mensch der Welt) kaum Steuern? 

Neben den Auswirkungen von Reichtum und Wohlstand auf die Umwelt und das Klima, haben die Autor:innen der Studie auch die Auswirkungen neuer und effizienteren Technologien auf das Ökosystem der Erde untersucht. Die Kernaussage ihrer Arbeit: Technologie löst unsere ökologischen Probleme nicht. «Wir haben keine empirische Evidenz gefunden, wonach die sogenannte Entkopplung stattfindet, von der immer geredet wird», erklärt Keysser. 

Mit Entkopplung ist gemeint, dass durch neue, effizientere und «saubere» Technologien (bspw. Elektroautos) das Klima und die Umwelt geschont werden, obwohl wir mehr konsumieren und die Autos immer grösser werden. Industrie und Politik nennen diese Effizienzsteigerungen und die angeblich positiven Auswirkungen auf die Umwelt «grünes Wachstum». Doch, grünes Wachstum gibt es nicht. Auto sind vielleicht effizienter im Treibstoffverbrauch geworden in den letzten Jahren, dafür wurden die Modelle aber immer grösser. Ausserdem fahren immer mehr Fahrzeuge auf den Strassen.  

Ein grosses Versprechen der vergangenen Jahre lautete, dass wir immer mehr konsumieren, immer grössere Autos fahren und so trotzdem das Klima und die Umwelt schonen können, weil sich angeblich die Technologien durch Effizienzgewinne verbessern. 

Auto sind vielleicht effizienter geworden in den letzten Jahren, dafür aber auch immer grösser und die Anzahl Fahrzeuge hat ebenfalls zugenommen. 

Letztlich sind Bezeichnungen wie «grüner Konsum» oder «grünes Wachstum» lediglich Ausreden, die wirklichen Probleme anzugehen und anzusprechen. Das heisst: Weniger Konsum, Hinterfragen der Machtstrukturen und ein neues gesellschaftliches Bild über Reichtum und Vermögen

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