Klima: Ein Prozent der Weltbevölkerung fliegt soviel wie der Rest zusammen

Swiss-Maschine am Flughafen Zürich. 2019 sind in Zürich 275'000 Flugzeuge gestartet und gelandet, sowie etwa 31.5 Millionen Menschen ein- und ausgestiegen. Foto: phb
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Ein Prozent der Weltbevölkerung verursacht die Hälfte aller Treibhausgase, die beim Fliegen ausgestossen werden. Sogenannte «Superemittenten» fliegen viel und tragen überproprtional zur Klimaerwärmung bei. Das zeigt eine neue Studie von schwedischen und deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Neben den Vielfliegern muss auch die Flugbranche reguliert werden, heisst es in der Studie.

Von den derzeit rund acht Milliarden Menschen auf der Erde sind 2018 etwa elf Prozent regelmässig in einem Flugzeug gesessen. Die meisten Flüge weltweit sind Inlandflüge in grossen Ländern wie den USA, Russland Australien oder China. Nur gerade vier Prozent aller Menschen sind 2018 mit dem Flugzeug ins Ausland geflogen.

Den grössten CO2-Fussabdruck verursachen die rund 3.16 Millionen fliegenden US-Amarikaner:innen. Ihre Treibhausgasemissionen sind grösser als jene von Grossbritannien, Japan, Deutschland, Australien und der Schweiz zusammen.

2019 gab es weltweit knapp 39 Millionen Flüge. 15 Jahre zuvor, 2004, waren es noch knapp 24 Millionen. Für 2020 hatte die internationale Flubranche mit einem weiteren Wachstum auf über 40 Millionen Flüge gerechnet. Wegen der Coronakrise dürften es dieses Jahr jedoch «nur» etwa 23 Millionen Flüge sein, also etwa gleich viele wie vor 15 Jahren. Bis 2024, so die Hoffnung der Branche, soll wieder das Niveau von vor der Coronakrise rerreicht werden.

«Superemittenten» fliegen mindestens 56’000 Kilometer im Jahr

Genau das darf nicht passieren. Die Autorinnen und Autoren der Studie, die im Magazin Global Environment Change veröffentlicht wurde, appelieren an die Flugbranche, ihre Industrie fairer und nachhaltiger zu gestalten. Immerhin war der weltweite Flugverkehr bis vor der Coronakrise für den Ausstoss von jährlich einer Milliarde Tonnen CO2 verantwortlich. Alleine zwischen 2013 und 2018 ist der Treibhausgasausstoss um 32 Prozent angestiegen.

Neben den Fluggesellschaften die grösstenteils von den Staaten Subventionen auf Treibstoffe erhalten, sind es vorallem auch die Passagiere, die für die Treibhausgase verantwortlich sind. Dazu zählen vor allem Vielflieger, sogenannte «Superemittenten». Das sind etwa 80 Millionen Menschen oder ein Prozent der Weltbevölkerung.

Dazu zählt neben vielfliegenden Business-Leuten vor allem die reiche Schicht, welche nach Lust und Laune in der Welt herumfliegt, mehrmals pro Monat oder sogar pro Woche. Erst im Frühling hat die ETH Zürich mit anderen Universitäten und Forscher:innen eine Studie veröffentlicht, die den Zusammenhang von Reichtum und Klimaerwärmung zeigte.

Reichtum meint dabei nicht nur Superreichtum von Milliardären. Auch Schweizerinnen udn Dezusche,, die regelmässig fliegen zählen dazu. Laut der Studie gehört zu diesem einen Prozent, wer pro Jahr mindestens 56’000 Kilometer weit fliegt. Das entspricht etwa drei Langstreckenflügen pro Jahr oder einem Kurzstreckenflug pro Monat.

Keine Subventionen mehr für Fluggesellschaften auf Treibstoffe

Es ist eine Frage der Gleichberechtigung. Es kann nicht sein, dass 90 Prozent aller Menschen auf der Welt sich überhaupt keinen Flug leisten können, während ein einziges Prozent die Hälfte aller durch die Fliegerei entstehenden Treibhausgase verursacht. Gemäss der deutsch-schwedischen Studie sollten Subventionen für Fluggesellschaften dringend gestrichen werden, da von diesen vorwiegend die wirtschaftlichen Interessen einer kleinen fliegenden Oberschicht gestützt würden, während die Auswirkungen auf die Umwelt alle Menschne betreffen.

Die Idee einer Sonderseteuer für Vielflieger, um sie vom Fliegen abzuhalen, dürfte wahrscheinlich nicht viel bringen. Vielflieger sind wie erwähnt in der Regel wohlhabend und lassen sich duch höhere Ticketpreise nicht abschrecken. Auch die CO2-Steuer (30 Franken für Kurzstrecken und 120 Franken auf Langstreckenflügen) die das Schweizer Parlament im Frühling beschlossen hatte, dürfte eher einen geringen Einfluss auf die Anzahl Flüge haben.

Die einzige Lösung dürfte wharscheinlich sein, möglichst rasch batteriebetriebene Flugzeuge auf den Markt zu bringen sowie in einem ersten Schritt Kerosin durch synthetische Kraftstoffe zu ersetzen. Ausserdem solten Fluggesellschaften dazu verpflichtet werden, bis 2050 den Anteil synthetischer Treibstoffe auf 100 Prozent zu steigern.

Obwohl sich immer mehr reiche Menschen ein eigenes Privatflugzeug kaufen und Porsche jetzt sogar ein absurdes Kombi-Rabatt-Angebot mit dem Flugzeugbauer Embraer macht, ist Fliegen in den vergangenen Jahrzehnten von einem Luxusgut zu einem Massenphänomen geworden. Zumindest für jene elf Prozent der Weltbevölkerung, die sich Flüge leisten können.

Weil sich die Flugbranche als Treiber der gesellschaftlichen Liberalisierung sieht – im Gegensatz zu den 1960er-Jahren kann heute «jeder» fliegen – hat sie auch kein wirkliches Interesse, die Klimaerwärmung ernsthaft anzugehen mit Massnahmen. Deshalb braucht es politische Instrumente und Gesetze, die weltweit verbindlich und einheitlich sind.

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