Eine «grässliche Zukunft mit Massenaussterben, abnehmender Gesundheit und klimatischen Umwälzungen», stehe der Menschheit bevor. Das sagen 17 internationale Wissenschaftler:innen. Darunter ist auch der Schweizer Mathis Wackernagel des Global Footprint Networks in Kalifornien. Die Menschen hätten die Dringlichkeit der Klima- und Biodiversitätskrise noch immer nicht begriffen, so wie Warnung. Wirtschaftswachstum müsse endlich beendet werden, so eine zentrale Forderung.
Der Planet sei in einem schlimmen Zustand, schreiben die Wissenschaftler:innen aus den USA, Mexiko und Australien. «Das Ausmass der Bedrohungen für die Biosphäre und all ihre Lebensformen – einschliesslich der Menschheit – ist in der Tat so gross, dass es selbst für gut informierte Experten schwer zu begreifen ist», heisst es weiter im Bericht der in Conservation Science veröffentlicht wurde. Der Bericht bezieht sich auf mehr als 150 Studien zum aktuellen Zustand der Biosphäre des Planeten.
Das Problem des Nichterkennes der Menschheit liegt gemäss den Forscher:innen vor allem daran, dass es zwischen der Zerstörung der Umwelt und den sichtbaren Auswirkungen dieser Handlungen eine zeitliche Verzögerung gibt. Dadurch würden die Menschen nicht erkennen, wie gross das Problem tatsächlich ist. Für viele Menschen sei es noch immer schwer zu begreifen, wie schwer das Ausmass tatsächlich ist.
Die Klima- und Biodiversitätskrise ist in diesem Sinne auch eine Vermittlungskrise. Das steht zwar nicht im Bericht, implizit läuft es aber darauf hinaus. Solange die Menschen die Tragweite nicht begreifen, weil sie nicht oder oder unzulänglich vermittelt wird durch die Medien und das Bildungssystem, kann das Problem auch nicht gemeinsam angegangen werden. Solange Konsum und Materialismus auch in Medien und Werbung noch immer als «normal» gilt, wird sich nichts ändern. Dasselbe gilt für wirtschaftliche Interessen, die noch immer über den sozialen Interessen der Menschen und des Ökosystem gestellt werden.
Gemäss Bericht sieht die Zukunft demnach düster aus: Klimabedingt kommt es in den nächsten Jahren zu weiterer Massenmigration aus südlichen Ländern in den Norden. Auch weitere Pandemien und Konflikte um Ressourcen dürften unausweichlich sein, wenn nicht endlich gehandelt werde.
Damit das Problem angegangen werden kann, brauche es ausserdem eine weitreichende Veränderung des globalen Kapitalismus, des Bildungssystems und der Gleichberechtigung. Das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vorherrschende Konzept von Wirtschaftswachstum müsse beendet werden. Wirtschaftswachstum geisselt das Gremium als das grösste Übel unserer Zeit. Wirtschaftswachstum müsse dringend durch neue Formen der Kooperation wie Gerechtigkeit, Gleichheit und Wohlstand zum Ziel hätten.
Gleichzeitig müsste die Nutzung fossiler Brennstoffe sofort beendet werden. Gestärkt werden müssten nun endlich auch die Rechte und Bedürfnisse von Frauen, schreiben die Wissenschaftler:innen.
Problematisch für die Artenvielfalt sei auch das Bevölkerungswachstum. «Mehr Menschen bedeutet, dass mehr synthetische Verbindungen und gefährliche Wegwerfkunststoffe hergestellt werden, von denen viele zur wachsenden Vergiftung der Erde beitragen. Es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit von Pandemien, die eine immer verzweifeltere Jagd nach knappen Ressourcen anheizen.»
Am Papier beteiligt war auch der in Kalifornien arbeitende Schweizer Nachhaltigkeitsforscher Mathis Wackernagel. Er hat das Konzept des «ökologischen Fußabdrucks» erfunden, mit dem gemessen wird, wie sehr wir Menschen die Ressourcen der Erde beanspruchen. Nach Angaben der Organisation Global Footprint Network, die Wackernagel gegründet hat und ihr vorsteht, verbraucht die Weltbevölkerung mindestens 56 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde erneuern kann. Zurzeit müssten wir 1.6 Planeten haben, um alle Ressourcen zu decken.
Die ersten Folgen der Übernutzung der Ressourcen begannen in den frühen 1970er Jahren. Nun entspricht die angehäufte Schuld 18 Jahre. Mit anderen Worten: Wir bräuchten nun 18 Jahre bis sich der Planet wieder erholen würde und die begangenen Schäden am Ökosystem wieder rückgängig gemacht werden könnten. Das aber nur, wenn wir annehmen, dass die exzessive Nutzung der Ressourcen reversibel wäre.
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