Wirtschaftliche Interessen zerstören unsere Meere – noch immer

Mehr als 70 Prozent der gesamten Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. Das sind fast 361 Millionen Quadratkilometer. Aber nur ein Prozent davon ist bisher vor Überfischung und Ausbeutung geschützt. Foto: phb
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Die EU und die Uno haben versprochen, bis 2030 die Biodiversität in den Ozeanen zu schützen. Beide Institutionen dürften dieses Ziel verfehlen. Einer der Hauptgründe liegt darin, dass noch immer wirtschaftliche Interessen der Öl- und Fischereiindustrie vor den Schutz der Artenvielfalt gestellt werden. Anrainerstaaten von Meeren schützen lieber ihre Industrie, als die Meere. 

Im vergangenen Jahr haben sich die Staats- und Regierungschefs der Welt in New York an der Uno dazu verpflichtet, bis 2030 den Naturverlust in den Ozeanen zu begrenzen oder sogar umzukehren. Auch die EU hat unter seiner Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, vor einiger Zeit dasselbe Versprechen abgegeben. Passiert ist seither nicht viel. 

Umweltorganisationen wie Greenpeace, Oceana und ClientEarth haben einen 10-Punkte-Plan ausgearbeitet, den sie den EU-Staats- und Regierungschefs, den Europaabgeordneten und den Mitgliedstaaten vorlegen werden. Die Organisationen schreiben, das verschiedene EU-Gesetze zum Schutz der Ozeane nicht eingehalten worden seien. Dazu zählen sie die Versprechen, bis 2020 einen guten Umweltzustand in den Meeren zu erreichen, die Ökosysteme zu erhalten oder nachhaltige Fischereigesetze einzuführen.

Der Hauptgrund für die zögerliche Umsetzung von neuen Gesetzen und den Mangel von grossflächigem Schutz der Meere, liege vor allem in den wirtschaftlichen Interessen, sagt Yves Zenger, Mediensprecher von Greenpeace Schweiz, gegenüber dem Resetter. «Die Interessen der Öl- und Fischereiindustrie werden durch Regierungen bzw. Staaten noch immer gestützt und gegenüber dem Artenschutz leider priorisiert.» 

Gleichzeitig würden immer mehr Unternehmen die Tiefsee ausbeuten, und dort nach seltenen Mineralien suchen. «Auch die Schweizer Firma Glencore mischt in diesem Markt mit», so Zenger. Aber auch viele Staaten wie beispielsweise China als globaler Produzent von Smartphones und Computer ist stark an der Ausbeutung der Tiefsee beteiligt, um dort an die für die Geräte benötigen Mineralien zu gelangen.

Generell hat es die EU bisher versäumt, die Überfischung zu beenden und marine Lebensräume vor der Fischerei zu schützen. Der 10-Punkte-Plan fordert unter anderem bis 2030 den Schutz von mindestens 30 Prozent der gesamten Ozeanfläche. Heute ist gerade einmal ein Prozent der Gesamtfläche der Ozeane vor Ausbeutung und Überfischung geschützt. «Eine Fläche von mindestens 30 Prozent braucht es aber, damit sich die Arten erhalten können», so Zenger.

Um die Fischarten vor der Überfischung zu schützen, brauche es dringend verbindliche Fangquoten. Allerdings laufe die Fischereiindustrie jedesmal Sturm, sobald minimale Fangquoten festgelegt würden.

Greenpeace ist seit über einem Jahr auf einer Weltmeertour unterwegs, um kritische Stellen der Ozeane zu dokumentieren. Das Ziel dieser Tour sei es, wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen, die die Forderungen nach einem besseren Schutz bestärken. Darunter sind beispielsweise Studien über die Auswirkungen der Klimaveränderung auf Pinguine. 

Immerhin gebe es trotz zögerlichem politischem Willen auch positive Entwicklungen. Beispielsweise haben Umweltorganisationen erreicht, dass Teile des Nordpolarmeers nicht mehr befischt werden dürfen. Allerdings sind diese Massnahmen für die Industrie zum Teil freiwillig. Eine politische Verbindlichkeit fehlt oft. Offen ist auch die Frage, wer tatsächlich kontrolliert, ob sich die Fischereiunternehmen daran halten, in den vereinbarten Gebieten nicht zu fischen.

Auch die Schweiz als Nichtmitglied der EU muss sich auf politischer Ebene für den Schutz der Ozeane stark machen. Die Forderung nach dem Schutz von mindestens 30 Prozent der gesamten Meeresfläche gehört ebenso dazu, wie klare Massnahmen gegen die Überfischung.

Die Zeit drängt. Wenn es die Menschheit bis 2030 nicht schafft, den Verlust der Artenvielfalt und die Klimaerwärmung massiv zu begrenzen, wird es vielleicht für immer zu spät sein. «Ob wir noch zehn Jahre Zeit haben, ist fraglich. Die Artenvielfalt in den Meeren schwindet rasant», sagt Yves Zenger von Greenpeace Schweiz. 

Diese Besorgnis haben erst vor wenigen Tagen internationale Wissenschaftler:innen geteilt. In einem dramatischen Appell haben sie davor gewarnt, dass die Menschheit die Dringlichkeit der Klima- und Biodiversitätskrise weder erkennt, noch entsprechend handelt, um die Folgen zu begrenzen. Obwohl die Auswirkungen auf das Nichtstun bekannt sind, steuert die Politik und Industrie den Planeten weiterhin ungebremst in den Abgrund. Aus wirtschaftlichen Interessen.

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