Foodwaste: Was passiert eigentlich mit Lebensmitteln im Abfall?

Wir Menschen werfen zu viele Lebensmittel in den Abfall, auf die Strasse oder in Biotonnen. Das muss aufhören. Bild: phb
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In der Schweiz landet jedes dritte Lebensmittel im Abfall oder im Futtertrog. Das meiste davon wäre noch geniessbar. Neben Speiseresten und Rüstabfällen, werden auch Tausende Tonnen neu verpackte Lebensmittel vernichtet. Diese Verschwendung ist nicht nur ein ethisches Problem, sondern auch eine enorme Belastung für die Umwelt. Was passiert eigentlich mit Speiseresten und Lebensmitteln, wenn diese im Abfall landen? 

Ob Brot, leckere Pizza oder feine Schwarzwäldertorte – nur ein Drittel wird gegessen: Etwa ein Drittel aller für die Schweiz produzierten Lebensmittel geht noch bevor sie auf einem Teller landen verloren. Alleine in den Haushalten verursacht jede Person jährlich rund 300 Kilo Lebensmittelabfälle.   

Neben den Haushalten «produziert» aber auch die Industrie eine enorme Menge an organischen Lebensmittelabfällen. Restaurants, Grossverteiler oder Lebensmittelhersteller beziehen und verarbeiten mehr Lebensmittel, als wir eigentlich bräuchten. Jährlich werden deshalb in der Schweiz etwa 2.5 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet.

Würde man diese Millionen Tonnen in Lastwagen verladen, bräuchte man dafür 140’000 Fahrzeuge, die aneinandergereiht einen Stau von Zürich bis Madrid ergäben.

Foodwaste hat viele Ursachen:

Lebensmittel sind im Verhältnis zu unseren Einkommen relativ günstig und überall verfügbar. Industrie und Handel setzen Normen, die über Qualität und Aussehen der Produkte entscheiden. Biologische Vielfalt in Aussehen und Grösse – etwa zu grosse Äpfel oder zu krumme Rüebli – passen nicht in die Vorgaben der Industrie. Auch in vielen Restaurants fallen Unmengen an Abfällen an. Schuld sind unter anderem riesige Portionen oder wenig sensibilisiertes Küchenpersonal.

Lebensmittelverschwendung – der sogenannte Foodwaste – ist nicht nur ein ethisches Problem, weil es auch im 21. Jahrhundert noch immer Regionen auf der Erde gibt, wo Menschen hungern. Foodwaste belastet vor allem auch die Umwelt und ist ein massgeblicher Treiber der Klimaerwärmung.

Enormer Energieverlust:

Jedes Lebensmittel verbraucht Energie und Ressourcen und verursacht CO2 bei seiner Erzeugung. Von Land über Wasser, Strom und Transport bis zu finanziellen Ressourcen. Werden Lebensmittel in den Abfall geworfen, ist diese Energie verloren. 

Ein Rüebli nicht zu essen, ist für die Umwelt weniger belastend, als einen ganzen Rüebli-Kuchen wegzuwerfen. Im Kuchen stecken Einer und Mehl, sowie Energie für den Backofen, die Kühlung und den Transport.

Grundsätzlich sollten wir als Gesellschaft dafür sorgen, dass die Lastwagenkolonne von Zürich nach Madrid immer kürzer wird. Das heisst, weniger Konsum und gleichzeitig auch weniger Produktion von Lebensmitteln. 

Food-Feed-Energy-Kreislauf

Zu 100 Prozent lassen sich Lebensmittelabfälle jedoch wohl kaum vermeiden. Denken Sie nur ans Kochen und Rüstabfälle in Ihrer Küche oder in Restaurants. Wie können also Lebensmittel so entsorgt werden, dass sie der Umwelt am wenigsten schaden?

Die beste Lösung ist es, aus unvermeidbaren Lebensmittelabfällen Tierfutter herzustellen. Mit dem sogenannten Food-Feed-Energy-Prozess bleibt die Energie der Lebensmittel im Nahrungskreislauf enthalten. 

Wiederverwertung in Biogasanlage

Die zweitbeste Lösung sind Biogasanlagen. Hier kann mit den übrigbleibenden Nährstoffen Dünger für die Landwirtschaft produziert, sowie Strom und Heizenergie für Haushalte erzeugt werden. Dennoch kann auch mit einer Biogasanlage nur ein Bruchteil der zuvor aufgewendeten Energie zurückgewonnen werden. 

Sind 24 Stunden in Betrieb. Riesige Fermenter wandeln die organischen Lebensmittelabfälle in Biogas und Rohkompost um, wie hier in einer Biogasanlage im appenzellischen Herisau. Bild: phb

Ideal für eine Biogasanlage sind beispielsweise Kartoffeln. Diese verbrauchen bei der Herstellung relativ wenig Ressourcen wie Dünger oder Wasser. Anders sieht es bei einem Stück Fleisch aus. Hier ist die Rückgewinnung der Energie um einige Dutzend Mal geringer als sie bei der Erzeugung aufgewendet wurde. 

Obwohl Biogasanlagen klimaneutrale und erneuerbare Energien liefern, sind sie für die Umwelt nicht in jedem Fall ungefährlich. Industrie-Lebensmittel oder Überkapazitäten von Supermärkten, werden oft samt Verpackung in die Anlagen gekippt. Dabei gelangen Unmengen von Kunststoffen in den Verarbeitungsprozess. Obwohl das Plastik mehrheitlich herausgefiltert wird, bleiben Mikroplastik-Rückstände enthalten, welche anschliessend über landwirtschaftlichen Dünger in die Böden gelangen können.

Detailhändler, Restaurants und Produzenten sehen in der Verwertung ihrer organischen Abfälle in Biogasanlagen vor allem auch eine Möglichkeit, sich gegenüber der Öffentlichkeit ein grünes Image zu geben. Für deren Kunden klingt es verlockend, wenn die Abfälle wiederverwertet werden. Aspekte wie Mikroplastik oder vermeidbare Abfälle, werden in diesem Kontext dann aber nicht thematisiert.

Keine Lebensmittel in den Kehricht werfen:

Am schlechtesten für die Umwelt und die Ökobilanz ist das Verbrennen von Lebensmitteln in Kehrichtanlagen. Beim Verbrennen gehen die Nährstoffe aus der Lebensmittelkette verloren. Lebensmittel gehören also nie in den Kehrichtsack, sondern immer auf den Kompost oder in die Biotonne.

Resümee:

Der Verein foodwaste.ch empfiehlt: Wenn immer möglich – im Haushalt und in Industrie – Lebensmittelabfälle möglichst vermeiden. Wenn es sich dennoch einmal nicht vermeiden lässt, Esswaren wegzuwerfen, besser an Haustiere verfüttern, kompostieren oder in der Biotonne entsorgen. Wichtig ist es, dabei immer die Verpackung entfernen, damit die Rückstände nicht als Mikroplastik auf den Äckern landen. 

Rüstabfälle gehören nicht in den Kehricht. Salate und Früchte enthalten nämlich viel Wasser, das bei der Verbrennung verdampft und dabei unnötig Energie verbraucht. 

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