Vielleicht ist es nur ein subjektives Empfinden, vielleicht aber auch bittere Tatsache? 2020, scheint das Jahr mit den meisten Wärmerekorden zu sein. Die neuste Meldung in diese Richtung: In der Laptewsee im nördlichen Polar bildet sich derzeit erstmals um diese Jahreszeit kein Eis mehr. Während das Coronavirus Politik und Medien – natürlich völlig zu recht – dominiert, finden Klimathemen noch immer nur am Rand statt. Leider.
2020 ist überschattet von Corona. Nach einer medialen Ausszeit im Sommer, ist das Thema nun auf allen Kanälen wieder zurück und dominiert die Schlagzeilen, News-Sendungen und die politische Agenda generell. Es scheint fast so, als ob das Thema Corona über den Sommer etwas verdrängt wurde, um damit die aktuelle Wucht der Rückkehr des Virus in den Allatag und die damit verbundenen Probleme etwas hinauszuschieben. Es ist wie mit dem Vogel Straus. Nur weil der Kopf im Sand steckt, ist das Problem/die Gefahr nicht verschwunden.
Genauso ist es auch mit der Klimakrise. Corona lenkt derzeit etwas davon ab, die Herausforderungen für die Bewältigung der Klimakrise endlich anzugehen. Die Herausforderungen der Coronapandemie scheinen für Politik und Wirtschaft derzeit wichtiger zu sein, als die Problemlösung des langfristigen Klimaproblems. Natürlich ist Corona wichtig und akut die grösste Herausforderung der Gegenwartsgesellschaft.
Aber: Covit-19 scheint andere Themen zu verdecken. Das zeigt sich auch an der Tatsache, dass Pollitik und Medien geeint von einer «Coronakrise» sprechen. Bei der Klimaerwärmung wird jedoch vielfach noch immer vom «Klimawandel» gesprochen. Ein Wandel ist etwas langfristiges, der von den Menschen, wenn überhaupt, nur indirekt beeinflusst werden kann. Eine Krise dagegen ist aktut und braucht rasche Lösungen. Im Gegensatz zur Coronakrise sind solche raschen Lösungen bei der Klimakatastrophe derzeit leider noch immer nicht in Sicht.
Gleichzeitig scheint 2020 das erste Jahr zu sein, in dem es – zumindest gefühlt – mehr Negativrekorde gibt als in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten.
Hier einige Beispiele:
- 2020 wird das wärmste, sicher aber das zweitwärmste Jahr seit Messbeginn.
- Im Januar 2020 war es in Europa um 3.1 Grad Celsius wärmer als die durchschnittliche Januartemperatur zwischen 1981 bis 2010.
- Der Mai war global der wärmste seit dem Beginn der Aufzeichnungen.
- Mitte Juni war es in der Nordpolarregion erstmals 38 Grad heiss.
- Im Juli wurden in der Arktis erstmals fast 22 Grad gemessen.
- In der Schweiz und Deutschland hat es im Sommer mehrere Hitzewarnungen gegeben.
- Im Death Valley wurde im August die höchste jemals auf der Erde gemessene Temperatur registriert. 54.4 Grad.
- Der vergangene September war der wärmste weltweit seit Messbeginn.
- In der Antaktis schmilzt das Eis so schnell wie noch nie. Rekorde um Rekorde, immer so weiter und immer so fort.
Die neuste «Rekord-Meldung» kommt dieser Tage aus der Region der Laptewsee in Sibirien. Forscherinnen und Forscher berichten, dass sich in der nördlichen Polarregion erstmals um diese Jahreszeit kein Eis bildet. Offenbar ist die Wassertemperatur dort im Meer kürzlich auf mehr als 5 Grad Celsius über dem Durchschnitt angestiegen, nachdem eine rekordverdächtige Hitzewelle und der ungewöhnlich frühe Rückgang des Meereises im vergangenen Winter stattgefunden hatten.
Die Zunahme solcher Ereignisse kann auch dazu führen, dass sie noch weniger mediale Aufmerksamkeit erhalten, weil sie sich in der medialen Interessanz und mangelnden Relevanz verlieren. Leider. Es ist wie mit der ersten Mondlandung im Sommer 1969. Diese war ein globales Medien- und Fernsehereignis. Bereits die folgende Mondlandung im Herbst 1969, sowie die weiteren Mondmissionen ab dem Frühjahr 1971 verloren deutlich an medialer Aufmerksamkeit.
Der Unterschied liegt allerdings darin, dass die zweite und dritte Mondlandung lediglich wissenschaftliche Experimente waren, von denen nicht die Zukunft der gesamten Menschheit abhingen. Anders bei der Klimakrise: Von ihrer mangelden medialen Aufmerksamkeit, der fehlenden Sensibilisierung und dem ausbleibenden Fokus auf die dringend nötigen sozialen, politischen und wissenschaftlichen Konzepte hingegen, hängt unsere Zukunft ziemlich deutlich ab. Genau das sollte uns Angst machen.
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